Do, 05.04.2012Grass-Äußerungen zu Israel weiter umstritten

Schriftsteller fühlt sich missverstanden und verletzt

Hannover (epd). Die Kritik an dem «Gedicht» von Günter Grass zum Konflikt zwischen Israel und dem Iran hält an. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, warf dem 84-Jährigen überzogene Israel-Kritik vor. Der Literaturnobelpreisträger Grass selbst äußerte, er fühle sich missverstanden und von der Kritik zum Teil verletzt.

Der Schriftsteller sagte dem NDR in Hamburg, seine Kritiker ließen sich nicht auf den Inhalt des Textes ein, sondern führten eine Kampagne gegen ihn. Es sei ihm «aufgefallen, dass in einem demokratischen Land, in dem Pressefreiheit herrscht, eine gewisse Gleichschaltung der Meinung im Vordergrund steht und eine Weigerung, auf den Inhalt, die Fragestellungen, die ich hier anführe, überhaupt einzugehen».

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider erklärte in einer Stellungnahme, in der Karwoche und unmittelbar vor dem jüdischen Pessachfest habe Grass in dem umstrittenen Gedicht «Was gesagt werden muss» der Politik Israels den Willen zum «Auslöschen» des iranischen Volkes unterstellt. Dagegen werde in dem Grass-Text die Bedrohung der Existenz des Staates Israel und der vom iranischen Präsidenten ausgesprochener Vernichtungswille «verharmlost und ignoriert», kritisiert Schneider, der auch rheinischer Präses ist.

In dem Gedicht «Was gesagt werden muss» warnt Grass vor einem Angriff Israels auf den Iran und übt dabei scharfe Kritik an der israelischen Politik: Die Atommacht Israel gefährde den ohnehin brüchigen Weltfrieden, indem sie das Recht auf einen atomaren Erstschlag behaupte. Der Text erschien am Mittwoch in der «Süddeutschen Zeitung» und zwei weiteren internationalen Blättern.


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