Mi, 25.02.2015Gewerkschaft drängen auf deutliches Lohnplus für Erzieher und Sozialarbeiter - Arbeitgeberverbände nennen Forderungen unrealistisch

Hannover (epd). Die Gewerkschaft ver.di fordert bundesweit deutlich mehr Gehalt für Erzieher und Sozialarbeiter. «Angesichts der enorm gestiegenen Anforderungen in diesem Berufsfeld muss die Bezahlung dringend angeglichen werden», sagte der Bundesvorsitzende Frank Bsirske am Mittwoch zum Auftakt der Tarifrunde für Beschäftigte in Sozial- und Erziehungsdiensten in Hannover. Die Arbeitgeberverbände lehnten die Forderungen ab.

Die Bundestarifkommission der Gewerkschaft hatte bereits im Dezember die Forderung nach einer deutlichen Aufwertung der Sozialberufe beschlossen. Zunächst sollen für die rund 220.000 direkt betroffenen Erzieherinnen und Sozialarbeiter im öffentlichen Dienst deutlich höhere Gehälter erreicht werden. Durchschnittlich strebt ver.di für sie ein Plus von zehn Prozent an.

Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) mahnte zu sachorientierten Verhandlungen. «Die von den Gewerkschaften vorgelegten Forderungen halten wir für unrealistisch», sagte VKA-Geschäftsführer Manfred Hoffmann im Vorfeld der Verhandlungen.
Zur Umsetzung der Vorschläge wären ver.di zufolge rund 600 bis 650 Millionen Euro nötig. «Für solche Verteuerungen gibt es weder Möglichkeiten noch eine Begründung», betonte Hoffmann.

Gewerkschafter Bsirske unterstrich, Kitas, Krippen und Horte seien heute wichtige Bildungseinrichtungen, die enormen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hätten. Auch Sozialarbeit sei nicht nur wichtiger sondern auch schwieriger geworden: «Gute Leute, gute Arbeit und gutes Geld gehören zusammen.» Es sei nicht akzeptabel, dass nach einer Ausbildungszeit von vier bis fünf Jahren der Großteil der Erzieherinnen und Sozialarbeiter in Teilzeitstellen lande und den Lebensunterhalt damit nicht bestreiten könne.

Besonders Niedersachsen werde ohne veränderte Rahmenbedingungen große Probleme bekommen, zukünftig Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu halten, sagte ver.di-Landesleiter Detlef Athing. Aktuell verfüge nur ein Viertel der rund 105.000 Beschäftigten im Bundesland über eine Vollzeitstelle: «Die Bewertung von Facharbeit in Industrie und Handwerk fällt nicht schwer. In sozialen Berufen ist sie aber offenbar ungleich schwerer.»

Bundesweit sind nach Gewerkschaftsangaben im Sozial- und Erziehungsdienst rund 723.000 Personen beschäftigt, zum größten Teil bei kirchlichen Trägern. Rund 60 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Die Tarifverhandlungen sollen am 23. März in Münster fortgesetzt werden. Für einen weiteren Termin am 9. April wurde noch kein Ort benannt. Ver.di geht davon aus, dass sich die Verhandlungen über Monate hinziehen werden.

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