Mo, 10.06.2013«Geiler Zusammenhalt» - Tausende Menschen organisieren Hochwasser-Hilfe über soziale Netzwerke

Im Minutentakt steigt das Hochwasser an der Elbe. Im Minutentakt tauschen sich auch Menschen darüber im Internet aus. Sie suchen und bieten Hilfe, Mitfahrgelegenheiten, Kleidung oder Nahrung.

Salzwedel/Hitzacker (epd). «Bitte helfen und teilen.» Während das Elbe-Hochwasser weiter ansteigt, verbreiten sich im Internet Aufrufe für Helfer, Kleidung, Trinkwasser und Nahrung im Minutentakt. In sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook werden die aktuellen Pegelstände gemeldet, aber auch Dankbarkeit wird zum Ausdruck gebracht. Nutzer K-Cillo Schadt schreibt «Einfach nur geil dieser Zusammenhalt!»

Gabriele Müller aus Salzwedel in Sachsen-Anhalt hat vor einer Woche die Facebook-Gruppe «Hochwasser Niedersachsen» gegründet. Mittlerweile zählt diese 33.000 Nutzer. «Ich bin selbst nicht vom Hochwasser betroffen, und wollte erst mal nur den Menschen helfen, die ich an der Elbe kenne», sagt die 34-Jährige. Mittlerweile ist sie im mecklenburgischen Dömitz und bringt Lebensmittel zu den Helfern, die dort die Deiche sichern. Zudem betreut sie mit zehn weiteren Freiwilligen den sekündlichen Ansturm der Nachrichten übers Handy. Gerade eben wurden in Lüneburg dringend benötigte Kabelbinder für Sandsäcke aufgetrieben und auf den Weg gebracht.

In zahlreichen Gruppen und Foren steigt die Zahl derjenigen, die sich informieren, Hilfe suchen und finden. Betroffene können beispielsweise in kurzen Videos erfahren, wie die unterschiedlichen Sirenen-Signale klingen, oder wo ihre Tiere einen sicheren Platz bekommen. Helfer von außerhalb können lesen, wo sie ihre Babysachen spenden können, oder wo eine Mitfahrgelegenheit in die Krisengebiete zu finden ist.

Im Internet berichten erste Helfer bereits, dass sie vor Erschöpfung aufgeben mussten. Patrick Otto hat das selbst erfahren und mahnt über Facebook andere Freiwillige: «Vergesst bitte nicht die Sonnencreme und die Mütze.» Auch Facebook-Nutzer Sascha Kröhnert rät: «Nehmt ruhig mal jemandem die Schippe aus der Hand, wenn ihr seht, dass es ihm nicht gut geht, oder er keine Pausen macht.»

Die Plattformen bieten Platz für Alles. Auch Wut und Frustration über zu wenig Hilfe aus dem Ausland oder angebliche Wahlkampfbesuche der Politiker macht sich breit. So fordert Nutzer Dennis Menck, dass die Politiker auch «selbst mal die Schaufel schwingen sollten». In Ausnahmen arten die Kommentare in wüste Beschimpfungen über «Gaffer» oder «Katastrophentouristen» aus.

Viele bedanken sich über die sozialen Netzwerke bei den Helfern und Einsatzkräften vor Ort, auch weil sie oft selbst nicht helfen können. Facebook-Nutzerin Christine Reul schreibt so im Hunderte Kilometer entfernten Hessen über ihren Heimatort im niedersächsischen Hitzacker: «Das ist ein bisschen so wie Gallien: Alle halten immer irgendwie zusammen, wenn es drauf ankommt.»

Die Gründerin der Facebook-Gruppe, Müller, hat ihre kleine Tochter bei Bekannten im sicheren Salzwedel gelassen. Sie selbst will bleiben und weiter helfen, auch wenn es anstrengend ist, und sie wenig Schlaf bekommt: «Wenn der Deich nicht bricht, dann habe ich zumindest ein kleines Stück dazu beigetragen.»

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.