Mi, 18.09.2019Früherer Leiter von Diakonie-Heim zu Bewährungsstrafe verurteilt - Chef veruntreute 217.500 Euro für privaten Luxus

In der Wesermarsch hat der frühere Chef eines Altenheims der Diakonie im großen Umfang und über Jahre hinweg Geld für eigene Zwecke veruntreut. Damit finanzierte er einen Lebensstil, der mit seinem normalen Gehalt nicht zu bezahlen war.

Brake/Oldenburg (epd). Der frühere Leiter eines Alten- und Pflegeheims der Diakonie in der Wesermarsch ist am Mittwoch vom Amtsgericht Brake wegen «gewerbsmäßiger Untreue» in 41 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt worden. Der Angeklagte Michael W. hatte zu Beginn des Prozesses durch seine Verteidiger ein volles Geständnis abgelegt. Richter Fabian Martens sah es als erwiesen an, dass W. zwischen 2012 und 2017 insgesamt 217.500 Euro von Konten des Heims abhob und für private Zwecke ausgab. Von dem Geld finanzierte er etwa einen Neuwagen, Renovierungsarbeiten am eigenen Haus oder Kreuzfahrten. Das Gericht folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. (Az.: 2Ds 250 Js 69031/17 (43/19))

Außerdem muss der ehemalige Chef des Christophorus-Hauses in Brake während seiner dreijährigen Bewährungsfrist als Auflage monatlich 360 Euro an die die Jugendhilfe Wesermarsch überweisen. Das sind zusammen 11.000 Euro. Darüber hinaus zahlt W. dem Richter zufolge bisher bereits einen monatlichen Betrag, um den Schaden wiedergutzumachen. Wegen früherer Fälle von Untreue könne der 45-Jährige juristisch nicht mehr belangt werden, weil sie verjährt seien, sagte Martens.

Auf Nachfragen des Richters berichtete W., dass er bereits 2004 bemerkt habe, dass er Ausgaben für Heimbewohner auch ohne Beleg habe verbuchen können. Irgendwann sei er auf die Idee gekommen, dies auch für sich selbst zu tun. «Je nach Bedarf» habe er Summen zwischen 2.000 Euro und 15.000 Euro abgehoben. Meist seien es 5.000 Euro gewesen. Das Geld habe er genutzt, um sein Konto auszugleichen, sein Haus zu renovieren, zu reisen und seinen alltäglichen Lebensstil zu finanzieren. Im Nachhinein bereue er seine Taten. Heute könne er sich nicht mehr erklären, was ihn dazu getrieben habe.

Der kaufmännische Vorstand der Diakonie im Oldenburger Land, Uwe Kollmann, begrüßte das schnelle Urteil, das noch am ersten Prozesstag fiel. Nun könne der Fall auch zivilrechtlich aufgearbeitet werden. Er sei jedoch «erschüttert», dass sich W. nicht bei seinen ehemaligen Mitarbeitern für den Vertrauensbruch entschuldigt habe. Viele von ihnen waren zum Prozess gekommen und hatten das Verfahren im Gerichtssaal verfolgt.

Das Christophorus-Pflegeheim der Diakonie in Brake besteht seit mehr als 40 Jahren. Dort kümmern sich nach Angaben der Diakonie mehr als 90 Mitarbeitende um 101 pflegebedürftige Bewohnerinnen und Bewohner.


Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.