Sa, 03.08.2013Friedliche Proteste mit Blockaden gegen Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf

1.200 Teilnehmer bei Gegendemonstration
Bad Nenndorf (epd). Mit Sitzblockaden und Ankettaktionen sind Aktivisten am Sonnabend gegen einen Aufmarsch von Neonazis im niedersächsischen Bad Nenndorf vorgegangen. Insgesamt protestierten nach Angaben der Polizei etwa 1.200 Demonstranten des Bündnisses «Bad Nenndorf ist bunt» bei einer Kundgebung vor dem «Wincklerbad» in der Kurstadt westlich von Hannover friedlich gegen die Rechtsextremen. Die Organisatoren sprachen von rund 2.000 Teilnehmern. Seit 2006 rufen Neonazis zu «Trauermärschen» auf, die zum Wincklerbad führen.

Dort befand sich von 1945 bis 1947 ein britisches Verhörzentrum und Militärgefängnis für Nazis. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte sowohl eine Demonstration des Bürgerbündnisses als auch den Aufmarsch der Neonazis vor dem Gebäude genehmigt. Nach Ende der offiziellen Kundgebung des Bündnisses ließen sich Hunderte auf dem Platz nieder. Viele mussten von der Polizei weggetragen werden. Am Bahnhof ketteten sich zeitweise zwei Frauen an, um den Zugverkehr lahmzulegen und die Anreise der Neonazis zu stören, die teilweise auf Busse ausweichen mussten.

Später versammelten sich nach Angaben der Polizei etwa 300 Rechtsextreme am Bahnhof. Begonnen hatten die Proteste gegen die Neonazis mit einem Gottesdienst, in dem der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke zum Widerstand gegen den «Trauermarsch» aufrief. «Demokratie und die Achtung von Menschenrechten für alle sind keine Selbstläufer.» Die Neonazis verunglimpften jüdisches Leben und beschimpften Ausländer, predigte Manzke im Beisein von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD).

Pistorius zeigte sich im Kurznachrichtendienst «Twitter» begeistert von den Protesten der Bürger in Bad Nenndorf und postete: «Beeindruckende Geschlossenheit, tolle, kreative Gegendemonstration.» Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Sebastian Edathy (SPD), betonte bei der Kundgebung vor dem Wincklerbad, die Demokratie müsse verteidigt werden. «Wir überlassen ihren Feinden weder Herzen und Köpfe der Bürger noch Straßen und Plätze.»

Redner wie der IG-Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen, Hartmut Meine, forderten ein Verbot der NPD. So könnten Finanzquellen der Rechtsextremen ausgetrocknet werden. Bad Nenndorf stehe für eine bunte und solidarische Zivilgesellschaft, in der Herz und Verstand mehr gelten als Ellenbogen. Samtgemeindebürgermeister und Stadtdirektor Bernd Reese sagte, eine Demokratie müsse wehrhaft sein. «Wer Unrecht duldet, stärkt es.»

Nach Ansicht der Gegendemonstranten wollen die Neonazis mit ihrem Aufmarsch die Kriegsschuld der Deutschen leugnen und den Holocaust relativieren. Zu Protesten dagegen haben das Bürgerbündnis «Bad Nenndorf ist bunt», der Deutsche Gewerkschaftsbund und antifaschistische Gruppen aufgerufen.





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