Do, 27.09.2012Friedhofsverwalter: Bestattungen werden immer individueller - Keine generelle Tendenz zu «Billigbeerdigungen»

Hannover (epd). Deutschlands Friedhofsverwalter sehen einen Trend zu immer individuelleren Formen bei Bestattungen und Grabmalen. Die Grabsteine würden breiter, höher, runder und erhielten zunehmend besondere Oberflächen, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes der Friedhofsverwalter, Simone Andruscheck, am Donnerstag in Hannover bei einer bundesweiten Fachtagung. Muslime würden auf einigen Friedhöfen inzwischen in Leinentüchern beerdigt. Dort entfalle der Sargzwang.

«Abschiednehmen und Trauern sind sehr persönliche Vorgänge», erläuterte Andruscheck. «Wir als Friedhofsverwalter öffnen uns mehr und mehr den individuellen Wünschen der Angehörigen.» Gerade auf dem Land habe es in den zurückliegenden Jahren einen Bewusstseinswandel gegeben.

Eine Tendenz hin zu immer billigeren Bestattungen sieht die Geschäftsführerin nicht: «Ganz im Gegenteil werden heute mitunter wieder sehr kostspielige Grabmale gesetzt.» In der Praxis zeige sich, dass es den Angehörigen auf einen würde- und pietätvollen Umgang ankomme. Der Anteil von Erd- und Urnenbestattungen halte sich in etwa die Waage. In der Regel würden für verstorbene Angehörige traditionelle Gräber gewählt: «Bundesweit liegt der Anteil von Bestattungen in Friedwäldern nur bei einem Prozent.» Zunehmend böten jedoch auch normale Friedhöfe Urnenbeisetzungen unter Bäumen an.

Nach Angaben des Verbandes ziehen Friedhöfe zunehmend Touristen an. «Nicht ohne Grund sind die großen, parkartigen Friedhöfe in London oder Paris als Sehenswürdigkeiten in den Reiseführern aufgelistet», sagte Pressesprecher Michael Albrecht. Der Erhalt historischer Grabstätten wie Mausoleen stelle Friedhöfe jedoch auch vor Herausforderungen. In manchen Fällen könnten sie als Urnenbegräbnisstätte genutzt werden. So lasse sich auch eine Restaurierung dieser Denkmäler finanzieren.

In Zukunft will der Verband verstärkt auf die Möglichkeit einer Dauergrabpflege durch eine Treuhandstelle hinweisen. «Viele ältere Menschen interessieren sich für anonyme Bestattungen einzig aufgrund der Besorgnis, dass sich niemand um ihr Grab kümmern werde», sagte Albrecht. Heutzutage sei es aber möglich, einen Friedhofsgärtner für 20 Jahre mit der Pflege zu beauftragen.

Der Verband der Friedhofsverwalter wurde 1903 gegründet und vertritt nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte aller 32.000 Friedhöfe mit 33 Millionen Gräbern in Deutschland. In ihm haben sich Mitarbeiter kirchlicher und kommunaler Friedhöfe organisiert. Die zweitägige Jahrestagung, zu der 75 Teilnehmer nach Hannover angereist waren, stand unter dem Titel «Friedhöfe im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit, Pietät und Öffentlichkeit».


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