Mi, 29.10.2014Flüchtlingsinitiativen mahnen mehr Hilfe für unbegleitete Jugendliche an - Kritik an Bremer Behörden

Bremen (epd). Flüchtlingsinitiativen haben die Unterbringung und Betreuung der fast 300 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Bremen scharf kritisiert. Die aktuelle Lage sei auf eine «planlose und fahrlässige» Politik der Landesregierung zurückzuführen, sagte Marc Millies vom Bremer Flüchtlingsrat am Mittwoch in Bremen. Derzeit müssten die Kinder und Jugendlichen bis zu sechs Monate in der Zentralen Aufnahmestelle leben, bis sie anderwärtig untergebracht werden. Es müssten dringend neue Konzepte erarbeitet werden.

In der Aufnahmestelle würden die Jugendlichen wie Erwachsene behandelt, kritisierte Millies. Auch sei die Unterbringung der Jugendlichen in Containerdörfern und Hotels keine Alternative zu richtigen Jugendhilfeeinrichtungen mit gut betreuten Wohngruppen. Die Jugendbehörden wüssten um die Situation und tolerierten sie. «Die Behörden sind schlicht überfordert», unterstrich der Sprecher des Flüchtlingsrates. Es sei absehbar, dass die Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren eher steigen als sinken würden.

Der Rechtsanwalt Matthias Westerholt von der Initiative «Fluchtraum» sagte: «In der aktuellen Diskussion wird immer wieder vergessen, dass wir über Kinder sprechen.» Der Gesetzgeber sichere ihnen Schutz und eine adäquate Betreuung zu. Nahezu alle Kinder seien durch die Flucht traumatisiert. «Sie brauchen mehr als etwas zu Essen und ein Dach über den Kopf.»

Die Fluchtraum-Vorsitzende Claudia Schmitt räumte ein, dass ganz kurzfristig keine Verbesserungen möglich seien. Dennoch sei der aktuelle «Notstand» das Ergebnis von Versäumnissen in den vergangenen Jahren. Dringend nötig sei, den Jugendlichen einen sicheren Aufenthalt zu garantieren. Zwar schiebe Bremen keine unbegleiteten Minderjährigen ab, doch erteile die Ausländerbehörde nur auf ein Jahr befristete Duldungen. Dabei lasse das Gesetz durchaus eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu.

Sofia Leonidakis von der Bremer «Flüchtlingsinitiative» mahnte auch langfristig entscheidende Verbesserungen im Kinder- und Jugendhilfesystem an. Derzeit gebe es nicht genug qualifiziertes Personal, weil es nicht genug Studienplätze in diesem Bereich gebe.

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