Do, 18.04.2013Expertin: Sterbende Menschen in Altenheimen besser versorgen

Osnabrück/Köln (epd). Altenpflegeheime müssen sich nach Ansicht von Experten besser auf die schmerzmedizinische Versorgung sterbender Menschen einstellen. Die Einrichtung des niedersachsenweit ersten Palliativbereichs in einem Altenheim im Landkreis Osnabrück könne ein Schritt in die richtige Richtung sein, sagte die Ehrenvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes, Gerda Graf, dem Evangelischen Pressedienst (epd): «Es darf aber nicht bei solchen Insellösungen bleiben. Die Einrichtungen insgesamt müssen sich in ihrer Haltung und in ihrem Fachwissen auf die individuelle Versorgung Sterbender ausrichten.»

Der Leiter der Niedersächsischen Koordinierungsstelle für Hospizarbeit und Palliativversorgung, Winfried Hardinghaus, hatte in dieser Woche in einem Altenpflegeheim in Ostercappeln einen Palliativbereich mit zwei Zimmern für Schwerstkranke eingerichtet. Sie sollen von speziell ausgebildeten Palliativpflegekräften und regionalen Palliativmedizinern versorgt werden.

Zu einer würdevollen Betreuung sterbender Menschen in Pflegeheimen gehöre es, Schmerzen und andere körperliche Symptome zu behandeln und zu lindern, sagte Graf. Darüber hinaus müssten Sterbende auf besondere Weise pflegerisch versorgt und psychosozial begleitet werden. Das alles sei nur durch Zusammenarbeit mit Angehörigen, Hospizdiensten, Psychologen und weiteren Experten möglich. Nur so könnten etwa Demenzkranke, die nur eingeschränkt mitteilungsfähig seien, angemessen versorgt werden. Deren Zahl steige rasant.

Graf forderte für jedes Pflegeheim pro zehn Bewohnern eine spezielle Palliativ-Fachkraft. In der von ihr geleiteten Wohnanlage Sophienhof in Niederzier bei Köln gebe es bei 88 Bewohnern zwölf entsprechend fortgebildete «Palliative-Care-Fachkräfte». Die Leitungen sollten nicht darauf warten, dass sie dafür mehr Geld bekämen, sondern aus Eigeninitiative neue Wege einschlagen: «Wir müssen weg kommen von der Verwaltung hin zur Gestaltung des Lebensabends.»

Es komme auch darauf an, im eigenen Haus eine Atmosphäre zu schaffen, bei der die individuellen Bedürfnisse Sterbender im Mittelpunkt stünden, sagte Graf. Das fördere auch die Arbeitszufriedenheit des Personals. Zudem müsste das Fach Ethik wieder in die Pflegeausbildung aufgenommen werden. Die Expertin appellierte allerdings auch an die Gesetzgeber, innovative Einrichtungen finanziell zu unterstützen. Der Deutsche Hospiz- und Palliativ-Verband vertritt rund 1.000 Hospiz- und Palliativeinrichtungen.

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