Mo, 09.03.2009Experten warnen vor rechtsextremen Ladengeschäften

Bremen (epd). Experten warnen vor einer steigenden Zahl von Läden in Deutschland, die dem rechtsextremen Milieu zugerechnet werden. Geschäfte wie der «Sportsfreund» im Bremer Stephaniviertel verkauften nicht nur Neonazi-Kleidung wie die Marke «Thor Steinar», sagte der Neonazi-Kritiker Carsten Neumann von der Initiative «Standpunkt» am Sonnabend in der Hansestadt. Mit den Läden etablierten sich «komplette Lebenswelten», die Jugendliche für die Naziszene gewinnen wollten.

   Bundesweit sind nach Informationen der Bremer Initiative «Ladenschluss» Neonazi-Geschäfte in Rostock, Wismar, Magdeburg, Berlin und in Hamburg entstanden. «Die neuesten Läden haben in Nürnberg und in Berlin-Friedrichshain aufgemacht», ergänzte Neumann. Sie versuchten gezielt, Übergänge zu anderen Jugendszenen zu schaffen und vor allem unpolitische Fußballfans und Hooligans anzuwerben. «Das ist eine neue Qualität des Neofaschismus», urteilte der Experte bei einer Versammlung im evangelischen Stephani-Gemeindezentrum.

   Nach wochenlangen Protesten sei im vergangenen Jahr in Hamburg der Thor-Steinar-Laden «Brevik» geschlossen worden, der in bester Lage in der HSH-Nordbank-Passage eröffnet worden war, hieß es. Hinter dem Geschäft stand den Angaben zufolge Uwe Meusel, Geschäftsführer der Mediatex GmbH bei Königs Wusterhausen in Brandenburg. Der Vermieter des Bremer «Sportsfreund»-Ladens, der Investor Michael Grothe, sehe hingegen keinen Grund, den Mietvertrag zu lösen, sagte Jugendbildungsreferent Andrea (rpt Andrea) Müller vom Bremer Lidice-Haus.

   Nach Einschätzung des Brandenburger Verfassungsschutzes ist die Marke Thor Steinar, die auch in Bremen verkauft wird, unter Rechtsextremisten beliebt und gilt als identitätsstiftendes Erkennungszeichen. Die Kleidung bediene in Farbe und Schriftzügen eine völkisch verstandene Symbolik. Gotische Lettern würden von der Kundschaft mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht. Inhaltlich beziehen sich die Schriftzüge nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer auf einen vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht.

   So gebe es Shirts mit einem Tarnmuster, das die SS verwendet habe, erläuterte Carsten Neumann. Auf anderen Kleidungsstücken seien Blutspritzer und die Zeile «Kontaktfreudig» aufgedruckt. Für den Brandenburger Verfassungsschutz ist dieses Design kein Einzelfall. Das Spiel mit mehr oder weniger verhohlenen Andeutungen zu Gewalt und zum Hitler-Faschismus an der Grenze zur Strafbarkeit sei charakteristisch für das Sortiment von Mediatex.

   «Sportsfreund»-Inhaber Marten Ostendorf hingegen stellt sich im Internet als Opfer einer Medienkampagne dar und weist die Vorwürfe der Experten und des Verfassungsschutzes zurück. In seinem Geschäft gebe es keine Ware mit rassistischen oder Nazi-Symbolen. Neben dem «Sportsfreund» existieren in Bremen noch zwei weitere Geschäfte, die das örtliche «Bündnis gegen Rechts» der Neonazi-Szene zuordnet. Dazu zählen der Laden «Sieg oder Spielabbruch» in Bremen-Hastedt und der Internet-Shop «Heimdall Versand» im Bremer Norden.



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