Sa, 24.11.2012Experten sehen Bremen als Vorbild für integrative Kita-Arbeit - Evangelische Kirche betrat vor 30 Jahren bundesweit Neuland

Bremen (epd). 1982 betrat die Bremische Evangelische Kirche bundesweit Neuland - 30 Jahre später feiert sie nun den Start der gemeinsamen Bildung und Betreuung behinderter und nichtbehinderter Vorschulkinder in ihren Einrichtungen. «Wir wollten Kindertagesstätten für alle», sagte am Sonnabend bei einer Fachtagung in Bremen der Erziehungswissenschaftler Georg Feuser, der das Projekt über Jahre wissenschaftlich begleitet hat. Behinderte Kinder sollten dort gefördert werden, wo sie wohnten. «Damit ist Bremen noch immer international Vorbild.»

Die integrative Erziehung im Elementarbereich der Hansestadt startete mit zwei Fachkräften und sechs Kindern. Heute kümmerten sich 40 Pädagogen und Therapeuten in 30 evangelischen Schwerpunkt-Kindergärten um die speziellen Förderbedürfnisse von etwa 370 Kindern, erläuterte der Behindertenpädagoge Wilhelm Haase-Bruns dem epd. Er leitet das Frühförderzentrum der Bremischen Evangelischen Kirche, die das Arbeitsfeld koordiniert.

Doch im Haushaltsnotlageland Bremen mussten die Verfechter der Integration auch Kürzungen hinnehmen. Heute gebe es wöchentlich pro Kind mit Bedarf etwa zweieinhalb Förderstunden, bilanzierte Haase-Bruns. «Vor zehn Jahren hatten wir noch etwa vier mal mehr Zeit.» Doch Feusers Ansatz, nach dem jedes behinderte Kind ohne Aussonderung in seinem Stadtteil gemäß seinen individuellen Voraussetzungen optimal gefördert werden solle, gelte noch immer.

Der evangelische Ruhestands-Pastor Wulf-Traugott Kruse gehörte zu den Pionieren der Arbeit. In seiner Gemeinde in Bremen-Huchting wurde die erste integrative Kita eröffnet. Für ihn sei immer das christliche Menschenbild das Maß aller Dinge gewesen, nach dem es «bei Gott keine zweite Garnitur gibt». Wie Kruse betonte auch Feuser: «Jeder Mensch kann gefördert werden, ganz unabhängig von seiner Beeinträchtigung.»

Haase-Bruns bekräftigte, in Bremen gebe es seit 20 Jahren keine Sonderkindergärten mehr wie in anderen Bundesländern. Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) lobte die evangelische Kirche für ihre Vorreiterrolle: «Selig sind die, die sich für die Inklusion einsetzen, denn sie werden nie allein sein.» Bremens leitender evangelischer Theologe Renke Brahms ergänzte, das Integrations-Konzept sei mittlerweile zum Erfolgsmodell geworden:
«Gemeinsamkeit macht stark, Unterschiedlichkeit macht schlau.»

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