Sa, 04.05.2013Experten: Pflegebeiträge müssen steigen

Hamburg/Hannover (epd). Experten aus Politik und Sozialverbänden dringen auf weitere Reformen in der gesetzlichen Pflegeversicherung. «Wir müssen jetzt handeln, sonst sind die Probleme der Zukunft, wer wen pflegen soll, kaum mehr zu lösen», sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik beim Diakonie-Bundesverband, am Samstag bei einer Podiumsdiskussion des evangelischen Kirchentages in Hamburg. Es fehle nicht nur an Geld im System, sondern schon heute an Pflegepersonal und genügend Ausbildungsplätzen.

Ralf Meister, Landesbischof aus Hannover, nahm die Bundespolitik in die Pflicht, die Rahmenbedingungen für alle Pflegenden zu verbessern. Seinen Worten zufolge wird es jedoch noch Jahre dauern, bis Erleichterungen für Pflegebedürftige, Angehörige, ehrenamtliche Helfer und Pflegeprofis spürbar würden. Vor allem die erwartete starke Zunahme der Zahl dementer Patienten werde «zu komplett neuen Herausforderungen führen», betonte Meister.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erneuerte die Forderung seiner Partei, die Beiträge der Pflegeversicherung anzuheben, um jährlich rund sechs Milliarden Euro mehr ausschütten zu können. Lauterbach betonte, die Pflegeversicherung sei von der Grundidee her richtig und auch erfolgreich. Aber, so der Professor: «Seit vier Jahren ist nicht viel passiert.» Auch kritisierte er das Nebeneinander von privater und gesetzlicher Pflegeversicherung. Die SPD wolle beide Kassen verschmelzen und Pflegeleistungen aus einer Hand anbieten.

Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Gesundheitssenatorin in Hamburg, rief den Bund auf, mehr Geld für das System Pflege bereitzustellen. Dass dazu die Pflegebeiträge steigen müssten, sei unvermeidlich. Höhere Löhne für Pflegekräfte, mehr Gesundheitsvorsorge für stark belastetes Personal, mehr Ausbildungsplätze, all das koste weit mehr Geld als heute vorhanden sei. Zugleich warb die Ministerin dafür, die Betreuungsarbeit von Profis und Ehrenamtlern besser zu verknüpfen: «Wir müssen den großen Bereich der Hilfsangebote zwischen der Pflege im Heim und der Betreuung zu Hause ausbauen und flexibler machen.»

Für Hans-Peter von Kirchbach, Präsident der Johanniter-Unfall-Hilfe, liegt die Zukunft der Pflege in einem belastbaren Netz aus Profis und freiwilligen Helfern: «Die brauchen sich gegenseitig.» Zwar müsse die Bundesregierung für ordentliche Rahmenbedingungen sorgen: «Wir dürfen aber nicht alles vom Staat erwarten.» Viele Unterstützungsangebote vor Ort seien dank der Ehrenamtler schon heute vorbildlich. Dieses Netz müsse weiter ausgebaut werden: «Wir benötigen zum Beispiel deutlich mehr Besuchsdienste.»


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