Do, 31.10.2013Experten fordern mehr Gesundheitsschutz in den Schulen - Lärm belastet massiv

Bremen (epd). In den Schulen wird mit Blick auf die Lehrkräfte nach Auffassung von Experten zu wenig auf Arbeitsschutz und Gesundheit geachtet. «Der gesetzliche Pflichtauftrag zum Arbeitsschutz muss in den Schulen Praxis werden», forderte der Bremer Gesundheitsökonom und Arbeitsmediziner Rainer Müller am Donnerstag zu Beginn einer gewerkschaftlichen Fachkonferenz. Bei der Verminderung körperlicher und seelischer Belastungen gebe es «erhebliche Defizite», kritisierte DGB-Regionschefin Annette Düring.

Jede fünfte Lehrkraft halte aufgrund der Belastungen nicht bis zur Pensionierung durch, erläuterte Düring bei der Arbeitsschutzkonferenz zum Thema «Gute Schule machen». Eine nicht unerhebliche Zahl von Nachwuchskräften steige schon mit reduzierten Stunden in den Schuldienst ein. «Das ist ein Alarmsignal», warnte die DGB-Vorsitzende.

Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit: Die Arbeitsverdichtung gehört nach Angaben des Institutes für interdisziplinäre Schulforschung der Universität Bremen zu den größten Stressfaktoren. Die Wissenschaftler haben 60 Aufgaben identifiziert, die ein Lehrer zu erledigen hat.
Doch bereits ein Sechstel davon zehre die Jahresarbeitszeit fast komplett auf, bilanzierte Institutsmitarbeiter Helmut Zachau. Für die Dokumentation des Lernfortschrittes etwa blieben pro Schüler zwei Minuten in der Woche, für die Vorbereitung des Unterrichtes 91 Stunden im Jahr.

Hohe Anforderungen durch Inklusion und multikulturelle Klassengemeinschaften, unzureichende Ausstattung mit Arbeitsmitteln und eine schlechte Stundenplanung wurden im Verlauf der Tagung immer wieder als gesundheitsgefährdend genannt. Lärm zähle überdies zu den größten Belastungsfaktoren, sagte Cornelia von Ilsemann als Vertreterin der Bildungsbehörde. Ein Ausweg könne eine Hausordnung sein, die wie an der Bremer Oberschule Helgolander Straße kurz formuliert vom gesamten Kollegium durchgesetzt werde: «Friedlich, freundlich, langsam, leise.»

Joachim Larisch vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik schlug vor, in den Schulen ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu installieren, wie es im gewerblichen Bereich längst Standard sei. Von Ilsemann räumte ein, die Behörde habe in dieser Hinsicht «noch Hausaufgaben zu machen».

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