Di, 03.04.2012Experten: Alte Menschen in Entwicklungsländern medizinisch schlecht versorgt

epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück (epd). Entwicklungshilfe-Experten haben zum Weltgesundheitstag an diesem Sonnabend auf die schlechte medizinische Versorgung alter Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern aufmerksam gemacht. Auch in diesen Ländern steige die Lebenserwartung, sagte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation HelpAge in Osnabrück, Michael Bünte, am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Gesundheitswesen sei darauf jedoch nicht ausgerichtet.

Auch in den Entwicklungsländern litten alte Menschen zunehmend an chronischen und sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Krebs, Schlaganfall, Augenerkrankungen oder Demenz, erläuterte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation für alte Menschen. Es fehle jedoch an Geld, Ausstattung und vor allem an ausgebildetem Personal sowohl unter den Ärzten wie in der Pflege.

Nach Angaben von HelpAge erblinden in den Entwicklungsländern jährlich 2,5 Millionen alte Frauen, weil sie keine angemessene Behandlung erhalten. 65 Prozent der Menschen mit Alzheimer und zwei Drittel aller Menschen mit Diabetes leben dort. 85 Prozent derjenigen, die weltweit durch Schlaganfall sterben, sind Menschen aus Entwicklungsländern. «Das ist aber viel zu wenig bekannt», sagte Bünte.

Der Weltgesundheitstag am 7. April steht in diesem Jahr unter dem Motto «Altern und Gesundheit - Gesundheit erfüllt die Jahre mit Leben». In den Entwicklungsländern habe man sich in den vergangenen Jahren stark auf ansteckende Erkrankungen wie Aids, Tuberkulose oder Malaria sowie auf Mutter-Kind-Gesundheit konzentriert, sagte Bünte: «Alte Menschen sind dort von angemessenen Gesundheitsleistungen ausgeschlossen. Das ist auch eine Form von Diskriminierung, die wir bekämpfen müssen.»

In der Entwicklungszusammenarbeit müssten die europäischen Staaten deutlicher auf diese Problematik hinweisen, forderte der Experte. Organisationen wie HelpAge International versuchten, den Alten eine Stimme zu geben. Es komme darauf an, den Wert der Älteren für die Gesellschaft herauszustellen: «Eine gesunde Großmutter kann sich besser um Aidswaisen kümmern als eine kranke.» Darüber hinaus müsse aber auch deutlich gemacht werden, dass «der alte Mensch an sich ein Recht hat auf Gesundheit».


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