Fr, 19.09.2014Experte: Kirchenführer müssen professioneller ausgebildet werden

epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Rastede/Kr. Ammerland/Köln (epd). Der Vorsitzende des «Bundesverbands Kirchenpädagogik», Holger Dörnemann aus Köln, hat eine professionellere Ausbildung für Kirchenführer gefordert. Bislang gebe es bundesweit nur zwölf Ausbildungsorte für haupt- und ehrenamtliche Kirchenführer. «Das sind bei weitem nicht genug», sagte der katholische Professor für Kirchenpädagogik am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande einer Fachtagung bei Oldenburg.

Eine Kirchenführung sei ein «sehr niederschwelliger Gottesdienst», unterstrich Dörnemann. Bei einer fundierten 120-stündigen Ausbildung zum Kirchenführer gehe es daher weniger um kunstgeschichtliches Wissen. Vielmehr müssten die Mitarbeitenden lernen, wie sie den Besuchern Kirchen emotional näherbringen könnten. «Das Nichtgesagte kann manchmal mehr berühren als ein Vortrag aus einem Reiseführer.»

Ein Kirchenbesuch wecke in den Menschen die unterschiedlichsten Emotionen, die von Vertrauen bis zu Furcht reichen könnten. Auch Gerüche von Kerzen und Weihrauch oder die Akustik machten oft längst vergessen geglaubte Erinnerungen wieder gegenwärtig. Kirchenpädagogen und Kirchenführer sollten daher eine Art Dolmetscher zwischen den Gebäuden und den Besuchern sein.

«Die religiöse Bindung der Menschen zu den Kirchen verändert sich», sagte Dörnemann. Doch zeigten die Besucherzahlen, dass es «einen Markt und ein Interesse gibt für Stille, Transzendenz und Spiritualität». Ein Beispiel sei die evangelische St. Sebaldkirche in Nürnberg. An einem normalen Wochenende feierten dort etwa 200 Menschen den Gottesdienst, während mehrere Tausend die Kirche besichtigten.

Die Kirchenpädagogik könne für diese Menschen zu einem «Türöffner» werden, um den Glauben neu oder wieder zu entdecken. Es gehe nicht darum, die Kirchen wie Museen oder Kunstwerke vorzustellen. Vielmehr sollten die Besucher sie «erleben und erspüren» können.

Internet: www.bvkirchenpaedagogik.de


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