Di, 04.06.2013Evangelische Pastoren gegen den Ankauf von Kampfdrohnen

Auch EKD-Friedensbeauftragter Brahms sieht Einsatz kritisch

Bremen/Berlin (epd). 71 evangelische Pastoren aus Bremen haben sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen den Ankauf bewaffneter Kampfdrohnen durch die Bundeswehr ausgesprochen. Die Waffe sei völkerrechtlich nicht zulässig, weil sie nicht jederzeit und an jedem Ort eindeutig zwischen Widerstandskämpfern und Zivilpersonen unterscheiden könne, heißt es in dem Papier, das die Initiatoren am Dienstag vorstellten. Der Einsatz unterstütze eine entmoralisierte und emotionslose Kriegführung. Menschliches Leben gerate «völlig aus dem Blickfeld». Die Erklärung wird an Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) weitergeleitet.

Der Bundestag solle sich dem Erwerb der Tötungsmaschinen verweigern, forderten die Theologen. Die Initiatoren um die Ruhestandspastoren Friedrich Bode und Hartmut Drewes wollen in allen evangelischen Landeskirchen Deutschlands Unterschriften für ihre Erklärung sammeln. Die Kampfdrohnen seien eine weitere Eskalation in der Rüstungs- und Kriegspolitik, warnte Drewes.

Sein Kollege Friedrich Scherrer, noch aktiv im Pfarrdienst, ergänzte, die Waffen offenbarten eine «faschistische Denkstruktur»: Die Ziele seien «keine Menschen mehr, die müssen weg». Der völkerrechtswidrige Einsatz sei eine Frage, in der die Kirche «Farbe bekennen muss, um glaubwürdig zu bleiben».

Obwohl er die Erklärung nicht unterschrieben hat, sieht auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, den Einsatz von Kampfdrohnen kritisch. Aktionen der Amerikaner in Pakistan, Somalia und Jemen hätten erhebliche zivile Opfer gefordert, sagte der leitende Bremer Theologe dem epd. «Terroristen sind nicht immer von Zivilisten zu unterscheiden.» Überdies sei die Anschaffung teuer. «Das Geld fehlt bei den Investitionen in eine gewaltfreie und zivile Konfliktbearbeitung, die dringend auszubauen ist.»

Auch die Friedensbeauftragten der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland lehnen unisono Kampfdrohnen ab. Bei einer Diskussion kürzlich in Berlin sagte überdies der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider, die Technologie sei «kein geeigneter Weg für die Bundeswehr oder das Militär». Sie sei «eine gefährliche Entwicklung, weil sie den Befehl zum Einsatz von Waffen weiter anonymisiert, Distanz schafft und Verantwortlichkeiten auflöst».

Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann dagegen lehnt unbemannte Kampfdrohnen nicht von vornherein aus ethischen Gründen ab. «Ich sehe ethisch den Qualitätssprung nicht zwischen einem bemannten Kampfflugzeug und einer Drohne», sagte Dutzmann im April bei einer Diskussion der Militärbischöfe mit Verteidigungsminister de Maizière in Berlin. Er verstehe «deswegen auch nur sehr begrenzt die Diskussion darüber», ergänzte der lippische Landessuperintendent.

In Berlin hatten am Dienstag führende Friedens- und Konfliktforscher die Bundesregierung aufgefordert, auf den Einsatz bewaffneter Drohnen zu verzichten. Bewaffnete Drohnen seien ein Sinnbild für den schlanken Krieg per Fernsteuerung, erklärten die Wissenschaftler bei der Vorstellung des Friedensgutachtens 2013 am Dienstag in Berlin. Auch nach Ansicht der Forscher sinkt die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt, wenn militärische Mittel zur Verfügung stehen, ohne das Leben der eigenen Soldaten zu gefährden.


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