So, 05.10.2014Evangelische Kirchen in Niedersachsen rufen zu Verzicht auf

Erstmals feiern Kirchen und Wirtschaft gemeinsames Landeserntedankfest

Bardowick/Kr. Lüneburg (epd). Evangelische Kirchen in Niedersachsen haben am Sonntag anlässlich des Erntedankfestes zu mehr Verzicht aufgerufen. «Wir sind eine Gesellschaft der Völlerei, die das Übermaß verehrt», sagte der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Ralf Meister, in einem Festgottesdienst im Bardowicker Dom. Erstmals feierten die Kirchen gemeinsam mit der Land- und Ernährungswirtschaft unter dem Motto «Unser tägliches Brot gib uns heute» ein landesweites Erntedankfest.

In Supermärkten sei alles in jeder Menge und manchmal sogar rund um die Uhr verfügbar, sagte Meister. Neben Verbrauchern und Landwirten trage besonders der Handel eine große Verantwortung für die Entwertung der landwirtschaftlichen Erträge, kritisierte der Theologe. «Es ist ein Skandal, wie viele Lebensmittel nicht in den Verbraucherkreislauf kommen, weil sie bestimmten Normen nicht entsprechen.»

Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zeigte sich erschüttert darüber, dass jeder Verbraucher durchschnittlich 80 Kilogramm Lebensmittel im Jahr in den Müll werfe. Gleichzeitig gebe es immer mehr Menschen, die ihre Nahrung aus Containern oder von den Tafeln holten.

Vor rund 500 Gästen aus Politik, Ernährungswirtschaft und Kirche mahnte Landesbischof Meister, dass weltweit mehrere hundert Millionen Menschen nicht genug zu essen hätten. Das Welternährungsprogramm benötige in diesem Jahr so viele Mittel wie niemals zuvor: «Und sie reichen nicht.»

Das Landeserntedankfest soll den Veranstaltern zufolge zukünftig in jedem Jahr an einem anderen Ort gefeiert werden. Im Anschluss an den Gottesdienst präsentierten Unternehmen und Verbände beispielhafte Initiativen aus Ernährung, Forschung und Entwicklung, Hilfe zur Selbsthilfe sowie Mensch und Umwelt.

Die Landeskirche Hannovers und der Bäckerinnungsverband Niedersachsen/Bremen e. V. stellten die bundesweite Aktion «5.000 Brote» vor. Dabei backen Konfirmanden unter Anleitung der Bäcker ihres Wohnortes selbst Brot, das sie in den Erntedankgottesdiensten verteilen. Die Spenden aus der Aktion gehen an das evangelische Hilfswerk «Brot für die Welt».

Mit dem Erntedankfest erinnern Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Traditionell werden die Altäre zum Abschluss der Ernte mit Feldfrüchten festlich geschmückt. Termin für Erntedank ist in der Regel der erste Sonntag im Oktober



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