Do, 14.10.2010Evangelische Kirche: Religionen können Friedensstifter sein

Bremen/Osnabrück (epd). Religionen können nach Ansicht des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, weltweit als Friedensstifter eine große Rolle spielen. Es gebe in Vergangenheit und Gegenwart viele Beispiele dafür, dass Religionsgemeinschaften Versöhnungsprozesse initiiert und befördert hätten, sagte Brahms am Donnerstag in einem epd-Gespräch. So habe die evangelische Kirche etwa bei der Überwindung der Apartheid in Südafrika mitgewirkt. Heute gebe es in Afghanistan Projekte, die Menschen miteinander ins Gespräch brächten.

Allerdings spiegelten sich in den Medien leider eher die Konflikte und Kriege wider. Wenn Menschen im Namen von Religionen Gewalt anwendeten, missbrauchten sie die Religion letztlich für ihre Zwecke der Machterhaltung, sagte der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche im Vorfeld des Kongresses «Religionen und Weltfrieden». Dazu treffen sich vom 20. bis 23. Oktober in Osnabrück hochkarätige Wissenschaftler und Vertreter der fünf Weltreligionen Hinduismus, Buddhismus, Islam, Judentum und Christentum.

In der heutigen Diskussion um den Islamismus werde häufig vergessen, dass es auch in der Geschichte des Christentums konfliktträchtige Fehlinterpretationen der Religion gegeben habe: «Ich plädiere in dieser Debatte für mehr Ehrlichkeit gegenüber dem Islam», sagte Brahms: «Auch bei uns gab es Entwicklungen, die mit Fundamentalismus und Gewalt zu tun hatten, etwa bei den Kreuzzügen.» Fundamentalismus sei Ausdruck eines Denkens in Gut und Böse, das nicht den Grundlinien des christlichen Glaubens entspreche.

Friedensinitiativen erforderten jedoch Differenzierungen statt pauschaler Schwarz-Weiß-Urteile. Verhandlungen, die sich oft als mühsam und langwierig herausstellten, seien dennoch die einzige erfolgversprechende Methode der Friedensstiftung. Beste Beispiele dafür seien der weltweite christliche Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie die Arbeit von Hilfswerken wie «Brot für die Welt» oder «misereor».

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