Mo, 21.07.2014Evangelische Kirche räumt Versagen beim Weltkriegsbeginn 1914 ein

Hannover (epd). Die evangelische Kirche hat sich tief beschämt über das kirchliche Versagen beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren geäußert. Kirche und Theologie in Deutschland hätten versagt angesichts der Aufgabe, zu Frieden und Versöhnung beizutragen und sich zu Anwälten der Menschlichkeit und des Lebens zu machen, heißt es in einem Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das am Montag in Hannover veröffentlicht wurde. Daraus müssten Lehren gezogen werden.

Die EKD unterstützt den Vorschlag der europäischen Protestanten, mit einer Schweigeminute der Opfer des Ersten Weltkrieges zu gedenken. Angesichts der noch immer sprachlos machenden Dimension des damaligen Grauens könnte ein Moment des Schweigens ein angemessenes Zeichen des Erinnerns sein, heißt es in Erklärung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die Kirchengemeinschaft empfiehlt für den Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges am 1. August, europaweit um 12 Uhr eine Schweigeminute einzulegen.

Die EKD bekennt in dem Kirchenwort unter der Überschrift «Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens», der Glaube an den versöhnenden Gott, die Verbundenheit mit anderen Kirchen und die Universalität des Glaubens hätten Kirche und Theologe 1914 «nicht vor Kriegsbegeisterung und -propaganda bewahrt, noch vor der Rechtfertigung nationaler Kriegsziele bis zum Ende». Deshalb sei der deutsche Protestantismus nach Kriegsende nicht zu einer Versöhnungskraft geworden und habe sich 1933 nicht dem Gift des wieder aufkommenden Nationalismus entziehen können: «Zu sehr dem nationalistischen Zeitgeist verhaftet war ihre Theologie und zu schwach war ihr ökumenisches Bewusstsein.»

Die wenigen Mahner aus den Reihen des Protestantismus seien mundtot gemacht worden, wird in dem Kirchenwort eingeräumt: «Dieses Versagen und diese Schuld erfüllt uns heute mit tiefer Scham.» In dem Wort des EKD-Rates wird an den Weg erinnert, den die evangelische Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgelegt habe. Sie sei zu einem lebendigen Mitglied der weltweiten und der europäischen Ökumene geworden. «Sie versteht sich heute als Anwältin des gerechten Friedens», heißt es. Mit der weltweiten Christenheit bekenne die evangelische Kirche: «Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.»

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