Fr, 02.05.2014Evangelische Kirche: Lage im Südsudan gleicht Ruanda vor Völkermord

Internationale ökumenische Delegation wirbt in Juba für Frieden

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) warnt vor einer weiteren Eskalation des Konflikts im Südsudan. «Diese Lage erinnert fatal an die Anfänge des Völkermordes 1994 in Ruanda», erklärten am Freitag der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms und Militärbischof Martin Dutzmann. Sie riefen dazu auf, die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung deutlich zu erhöhen. Außerdem bräuchten Kriegsopfer geschützte Räume in Flüchtlingslagern. Unterdessen wurde in der südsudanesischen Hauptstadt Juba eine internationale ökumenische Delegation erwartet. Sie will vor Ort auf ein Ende der Gewalt dringen.

Im Südsudan, der sich 2011 vom Sudan losgelöst hat, tobt seit Monaten ein Bürgerkrieg entlang ethnischer Grenzen zwischen Nuer und Dinka. Nach UN-Angaben wurden bereits mehrere tausend Menschen getötet, etwa 1,2 Millionen sind auf der Flucht. Nach Informationen der EKD werden über Radiosender der Region die Bevölkerungsgruppen aufgerufen, einander zu töten. Die EKD fordert die internationale Gemeinschaft auf, schon jetzt Mittel bereitzustellen, «damit Kriegsverbrecher und Anstifter zum Völkermord gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden können».

Die Vertreter der EKD erinnerten daran, dass sich nach dem Völkermord in Ruanda die internationale Gemeinschaft 2005 verpflichtet habe, in abgestufter Weise den Schutz von Menschen zu übernehmen, wenn ein souveräner Staat nicht in der Lage oder willens sei, die eigene Bevölkerung vor Gewalt zu schützen. Zudem habe Bundespräsident Joachim Gauck bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Januar erklärt, dass für Deutschland und seine Verbündeten Hilfe selbstverständlich sein solle, «wenn Menschenrechtsverletzungen in Völkermord, Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit münden».

Der Deutsche Bundestag wird von den Kirchenvertretern aufgefordert, «die von Spitzenpolitikern betonte besondere Verantwortung Deutschlands für Afrika wahrzunehmen». Für die Entwicklung und den Wiederaufbau müssten umfassende Mittel zur Verfügung gestellt werden, erklärten der evangelische Militärbischof und der Friedensbeauftragte des Rates der EKD. «Wir beten für den Frieden und die Versöhnung im Südsudan», hieß es in der gemeinsamen Erklärung.

Die ranghohe internationale Delegation kirchlicher Organisationen, die am Freitag in Juba erste Gespräche führen sollte, will sich gemeinsam mit den südsudanesischen Kirchen für eine Waffenruhe starkmachen und die Konfliktparteien zurück an den Verhandlungstisch rufen. Zu ihr gehören unter anderem der Generalsekretär des Weltkirchenrats Olav Fykse Tveit und die Vorsitzende des Weltkirchenrats-Zentralausschusses Agnes Abuom. Neben Treffen mit Kirchenführern waren auch Gespräche mit Regierungsvertretern geplant.

Die Krise könne noch weiter eskalieren, mahnte Tveit nach einer Mitteilung des Weltkirchenrats in Genf. Zahlreiche Menschen seien von Hunger bedroht. Deshalb sei es jetzt wichtig, politisch Fortschritte zu erzielen. Die Kirchen und Politiker müssten die Stimmen der Menschen verstärken, die nach Frieden und Gerechtigkeit rufen, forderte Tveit.

«Die Kirchen im Südsudan sollen wissen, dass sie nicht allein sind», erklärte Abuom. «Durch diesen pastoralen Besuch im Namen der internationalen christlichen Gemeinschaft wollen wir unsere Solidarität mit den Kirchen im Südsudan zum Ausdruck bringen.»

Internet: www.ekd.de sowie www.oikoumene.org


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