Mi, 03.10.2012Erste Fachhochschule für Interkulturelle Theologie eröffnet

Mehr als 150 Jahre lang wurden in Hermannsburg Theologen für den Auslandsdienst ausgebildet. Jetzt eröffnete in dem Heideort eine Fachhochschule, die einem veränderten Verständnis von Mission Rechnung trägt: Sie setzt auf den Dialog der Kulturen.

Hermannsburg/Kr. Celle (epd). Mit einem Festakt ist am Dienstag, 2. Oktober, in Hermannsburg bei Celle die neue Fachhochschule für Interkulturelle Theologie offiziell gestartet. Sie ersetzt das traditionsreiche Missionsseminar, das Ende August nach mehr als 150 Jahren geschlossen wurde. Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) wünschte der der neuen, staatlich anerkannten Ausbildungsstätte, «dass ihre Absolventinnen und Absolventen auch einen Beitrag für den friedlichen, menschlichen Zusammenhalt der Gesellschaft leisten werden».

Die Fachhochschule bietet drei internationale Studiengänge an, die den Schwerpunkt auf interkulturelle Zusammenarbeit legen. Neben den sieben staatlichen Fachhochschulen gibt es Wanka zufolge jetzt mit Hermannsburg neun private in Niedersachsen.

Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber betonte den Stellenwert der Bildung für ein gelingendes Miteinander der Kulturen. Dazu zählten neben wissenschaftlichen Methoden auch menschliche Fähigkeiten wie Objektivität und die Fähigkeit, auch an seinem eigenen Standpunkt zweifeln zu können, sagte er bei der Feier mit Gästen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Missionswerk mit Kontakten zu 19 Kirchen in 17 Ländern wird von den evangelischen Landeskirchen Braunschweig, Hannover und Schaumburg-Lippe getragen.

«Wir feiern heute geradezu eine Art Zeitenwende», hob die Direktorin des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen, Pastorin Martina Helmer-Pham Xuan, hervor. Im bisherigen Missionsseminar wurden seit 1849 Theologen für den Dienst in Übersee vorbereitet. Zum Wintersemester starten nun die bundesweit einmaligen Bachelor-Studiengänge «Interkulturelle Theologie, Migration und Gemeindeleitung» sowie «Missionswissenschaft und Internationale Diakonie» an der Fachhochschule.

Das erste Fach wendet sich unter anderem an Leiter von Migrationsgemeinden etwa aus Afrika und Asien in Deutschland. Der zweite Studiengang richtet sich an Interessierte an der Entwicklungs- und Missionsarbeit oder der kulturübergreifenden Sozialarbeit zum Beispiel mit Migranten. Schon vor drei Jahren haben die Hermannsburger gemeinsam mit der Universität Göttingen den zweijährigen Master-Studiengang «Interkulturelle Theologie» gestartet, der nun unter dem Dach der Fachhochschule fortgeführt wird.

Das Missionsseminar in Hermannsburg war die einzige landeskirchliche Einrichtung in Deutschland, die Pastorinnen und Pastoren noch gezielt für den Auslandsdienst geschult hat. Der Heidepastor Ludwig Harms (1808-1865) hatte das Missionswerk gegründet und mit der Ausbildung begonnen. Seitdem wurden rund 700 junge Männer und ab 1991 auch Frauen ins Ausland entsandt. Heute haben die Partnerkirchen eigene theologische Ausbildungsstätten.


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