So, 06.09.2009EKD rügt ZDF-Berichterstattung über Evangelikale als «diffamierend»

Hannover (epd). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat dem ZDF eine verzerrte und diffamierende Berichterstattung über evangelikale Christen vorgeworfen. Beispiel sei der Beitrag «Sterben für Jesus - Missionieren als Abenteuer», der am 4. August 2009 im Magazin «Frontal 21» ausgestrahlt wurde, erklärte die EKD am Sonnabend in Hannover. Der Beitrag zeige einen undifferenzierten Umgang mit dem Phänomen des religiösen Fundamentalismus und bediene sich fragwürdiger journalistischer Mittel.

   «Frontal 21» zeigte, wie evangelikale Jugendliche auf Missionseinsätze vorbereitet werden. Jugendliche hatten sich dazu bekannt, notfalls für Jesus zu sterben. Die EKD erklärte: «Die verantwortlichen Journalisten können sich unter einem 'Märtyrer'
offenbar nur den islamistischen Selbstmordattentäter vorstellen. Sie scheinen keinerlei Kenntnis von der christlichen Märtyrervorstellung zu haben, nach der ein Märtyrer Gewalt erleidet, aber nicht anderen Gewalt zufügt.» Keiner der jungen Leute, die in der Sendung befragt wurden, sei auf den Gedanken gekommen, unschuldige Menschen mittels eines Selbstmordattentats mit in den Tod zu reißen, so die EKD.

   Negativer Höhepunkt des Beitrags sei die Abmoderation: «Bereit sein, für Gott zu sterben. Das klingt vertraut - bei islamischen Fundamentalisten. Doch auch für radikale Christen scheint das zu gelten.» Ungeheuerlich ist nach Auffassung der EKD auch die
Feststellung: «Für Gott als Märtyrer zu sterben hat eine lange, unheilige Tradition. Auf dem Missionarsfriedhof in Korntal liegen jene, die den Evangelikalen noch heute als Vorbild dienen.» Gemeint ist die Akademie für Weltmission im baden-württembergischen Korntal.

   Die EKD kritisierte weiter, dass in jüngster Zeit evangelische Christen, die der evangelikalen Strömung zugehören, mit pauschaler Kritik überzogen und in den Medien verzerrt dargestellt werden:
«Viele von ihnen gehören mit ihrer tiefen persönlichen Frömmigkeit, ihrem nachhaltigen Eintreten für eine missionarische Kirche und ihrem diakonischen Engagement zum Kern unserer evangelischen Gemeinden», betonte der EKD-Rat in der «Erklärung zur Diffamierung evangelikaler Christen.»

   Zuvor hatte der sächsische evangelische Landesbischof Jochen Bohl den ZDF-Beitrag über evangelikale Missionseinsätze in islamischen Ländern als unverantwortlich bezeichnet. Der christliche Medienverbund KEP hatte wegen des Beitrags Programmbeschwerde beim ZDF eingelegt. Ein ZDF-Sprecher sagte, der Fernsehrat des ZDF werde sich mit der Programmbeschwerde beschäftigen.

   Im Juni waren zwei deutsche Bibelschülerinnen aus Brake im Jemen ermordet worden. Dies hatte eine Debatte über christliche Missionare im Ausland ausgelöst. Nach Angaben der Bibelschule hatten die jungen Frauen allerdings nicht missioniert, sondern waren als Praktikantinnen im ausschließlich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt.


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