Mo, 04.11.2013EKD-Ratsvorsitzender schlägt Solidarfonds für syrische Flüchtlinge vor

Hannover/Osnabrück (epd). Die evangelische Kirche schlägt einen Solidarfonds für syrische Flüchtlinge in Deutschland vor. «Ich könnte mir einen Solidarfonds für den Ausgleich der Gesundheitskosten vorstellen, in den auch die Kirchen einzahlen», sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Montagsausgabe). Der Zentralrat der Muslime signalisierte Unterstützung für den Vorschlag.

Der Zentralrat der Muslime will bei islamischen Stiftungen in den Golfstaaten um finanzielle Unterstützung eines solchen Solidarfonds werben. Der Zentralrats-Vorsitzende Aiman Mazyek sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstagsausgabe): «Der Solidarfonds ist ein richtiger Ansatz, und ich will helfen, dass die Muslime aus den Golfstaaten ihren Teil dazu beitragen. Wenn schon die Politik bei der Flüchtlingspolitik komplett versagt, müssen wenigsten die Religionsgemeinschaften gemeinsam Flagge zeigen.»

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider hatte sich am Wochenende zusammen mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, in Jordanien über die Situation syrischer Flüchtlinge informiert. Die kirchlichen Spitzenvertreter appellierten zugleich an die Bundesregierung, mehr syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen.

In dem Interview kritisierte Schneider auch die deutsche Gesetzeslage. Bislang bestünden «sehr hohe Hürden» für die gastgebenden syrischen Familien in Deutschland. Beispielsweise werde von ihnen die Übernahme sämtlicher Aufenthaltskosten verlangt. «Insbesondere bei den Kosten für ärztliche Fürsorge und Krankheitsbehandlung ist das kaum zu leisten», sagte der Theologe.

Mazyek sagte, er sei Schneider dankbar dafür, dass er anmahne, dass Deutschland noch mehr tun könne, als 5.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. «Die muslimischen Religionsgemeinschaften werden bei der Integration und Betreuung der Flüchtlinge in Deutschland ihren Teil dazu beitragen», unterstrich der Zentralrats-Vorsitzende. Zudem kündigte er eine Reise seines Verbandes zu den syrischen Flüchtlingen in Jordanien an, um sich wie die EKD ein Bild von der Lage in den Flüchtlingslagern zu machen.

2,6 Millionen Menschen haben seit Beginn des Syrien-Konfliktes vor anderthalb Jahren ihre Heimat verlassen und sind vor allem in die Nachbarländer geflohen. In Syrien selbst sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen etwa 4,2 Millionen auf der Flucht. In dem Bürgerkrieg starben bislang 100.000 Menschen.

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