Di, 06.04.2010EKD-Ratsvorsitzender erwartet Bekanntwerden neuer Missbrauchsfälle

Passau/Hannover (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, erwartet das Bekanntwerden weiterer Missbrauchsfälle auch im protestantischen Bereich. «Ich gehe davon aus, dass noch einiges an die Öffentlichkeit kommt», sagte der Präses der rheinischen Landeskirche im Interview mit der «Passauer Neuen Presse» (Sonnabendausgabe). Das liege «in der Logik der Sache», sagte
Schneider: «Immer mehr Opfer trauen sich, ihre Geschichte zu erzählen, ihr Leid zu offenbaren. Wir machen den Menschen Mut dazu.» Dabei gehe es «um schwarze Pädagogik, Gewalt, aber auch um sexuellen Missbrauch».

   Der amtierende Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche wies darauf hin, dass an diesem Oster-Wochenende in vielen evangelischen Gemeinden - ähnlich wie bei den Katholiken - Fürbitten für die Missbrauchsopfer gesprochen werden. Er halte dies für ein gutes Signal, sagte Schneider. Man müsse bei den Opfern um Entschuldigung bitten «und deutlich machen, dass wir Schuld auf uns geladen haben».
Missbrauch habe es nicht nur in der katholischen Kirche gegeben, so der Präses: «Auch die evangelische Kirche und ihre Einrichtungen sind betroffen, und es ist ein Problem unserer Gesellschaft überhaupt.»

   Schneider signalisierte erneut seine Bereitschaft, auch nach der regulären Wahl im Herbst als EKD-Ratsvorsitzender weiterzumachen:
«Der EKD-Rat wird der Synode einen Vorschlag machen, wer zum Ratsvorsitzenden gewählt werden soll. Das warte ich in Ruhe ab. Aber wenn man mich bittet, werde ich mich nicht verweigern.» Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann vom Ratsvorsitz gehe der Blick jetzt «jedenfalls wieder nach vorn», sagte Schneider: «Wir haben den Wechsel ordentlich vollzogen und bewältigt.»

   Eine Rückkehr Käßmanns in die Kirchenleitung schloss der amtierende EKD-Vorsitzende nicht aus: «Natürlich ist ein Weg zurück vorstellbar. Wir Christen glauben, dass Gott uns immer wieder auf neue Wege weist. Jeder von uns erlebt Neuanfänge in seinem Leben.
Natürlich wird es einen Neuanfang auch für Margot Käßmann geben. Die Dinge entwickeln sich. Wir werden sehen.»

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