Do, 10.12.2009EKD-Ratsvorsitzende sieht in kürzerem Zivildienst Herausforderungen - Käßmann plädiert für Ausbau der freiwilligen sozialen Dienst

Hannover (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sieht in der geplanten Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate eine Herausforderung. Es brauche Zeit, bis ein Zivi eingearbeitet sei. Für die betreuten Menschen sei ein häufiger Wechsel der Betreuungspersonen schwer, sagte Käßmann am Mittwoch in Hannover. Die Diakonie werde dennoch weiter Plätze für Zivildienstleistende anbieten. Generell warb Käßmann für einen Ausbau freiwilliger sozialer Dienste anstelle eines Pflichtdienstes.

Die hannoversche Landesbischöfin hatte gemeinsam mit dem Bundesbeauftragten für den Zivildienst, Jens Kreuter, Zivildienstleistende der Henriettenstiftung in Hannover besucht. Kreuter zufolge leisten in Deutschland zurzeit rund 90.000 junge Männer Zivildienst. Diese Zahl werde sich mit der Verkürzung der Dienstzeit nicht ändern. Die Diakonie sei dabei der Träger mit den meisten Plätzen.

Die Zivis seien eine Bereicherung für die Einrichtungen, sagte Käßmann. Der Dienst etwa in Pflegeheimen sei für die jungen Männer eine wichtige Erfahrung, die sie sonst nicht machen würden. «Das ist eine große Chance für das soziale Geflecht in unserem Land.»

Dennoch sei der Zivildienst eine Konsequenz aus der Wehrpflicht.
Sie werbe für eine Abschaffung der Wehrpflicht und den Ausbau des Freiwilligen Sozialen Jahres, erläuterte die Bischöfin, die auch Präsidentin der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer (KDV) ist. «Mein Plädoyer geht auf einen freiwilligen Dienst, statt auf einen Pflichtdienst.» Die schwarz-gelbe Koalition hat sich darauf verständigt, die Wehrpflicht zum 1. Januar 2011 von derzeit neun Monaten auf ein halbes Jahr zu reduzieren. Das gilt dann auch für den Zivildienst.

Kreuter rief mit Blick auf die Änderung zur Geduld auf: «Der Bundestag hat sich gerade erst konstituiert.» Wichtig sei, dass die Qualität des Zivildienstes nicht leide und er weiterhin ein Lerndienst für die jungen Männer bleibe. Er wies darauf hin, dass viele junge Männer durch den kürzeren Dienst eine erhebliche biografische Lücke bis zum Beginn von Ausbildung oder Studium überbrücken müssten. Er setze sich deshalb für einen freiwilligen Einsatz im Anschluss an den Zivildienst ein.

Der Zivildienstleistende Piet Bennet Former sagte, er habe seinen Antrag auf Verweigerung bereits zur Musterung mitgebracht: «Der Trend geht ganz klar zu den nichtmilitärischen Diensten.» Die Wehrpflicht sei dagegen ein Auslaufmodell.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.