Di, 10.03.2009EKD-Kirchenamtspräsident: ZDF ist keine «Beute» politischer Parteien

Hannover/Mainz (epd). Der Präsident des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hermann Barth, hat es als «starke Zumutung» bezeichnet, wenn politische Parteien versuchen, das ZDF zu ihrer «Beute» zu machen. Barth, der als EKD-Vertreter Mitglied des ZDF-Fernsehrats ist, äußerte sich am Dienstag zum Streit um eine Vertragsverlängerung für ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, die vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) als Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat abgelehnt wird.

   Barth kündigte an, sich in den Fernsehratssitzungen am Donnerstag und Freitag in Mainz dafür einzusetzen, die Personalie Brender im Plenum des Fernsehrats zu diskutieren. Ziel müsse eine «Vertrauensbekundung» für den amtierenden Chefredakteur und dessen «vorzügliche Arbeit» sein, sagte der EKD-Kirchenamtspräsident dem epd. Ob dies in einen förmlichen Beschluss münde, ließ er offen.

   Da Ministerpräsident Koch für seine Ablehnung Brenders «diffuse Gründe», darunter auch solche programmlicher Art, genannt habe, schlage nun «die Stunde der Fernsehratsmitglieder», so Barth. Koch hatte Brender sinkende Zuschauerquoten bei Informationssendungen des ZDF zum Vorwurf gemacht.

   Der 77-köpfige Fernsehrat ist laut ZDF-Staatsvertrag für Programmfragen und die Wahl des Intendanten zuständig, während das zweite Aufsichtsgremium, der Verwaltungsrat mit 14 Mitgliedern, über Finanzen und Leitungsposten der Fernsehanstalt entscheidet. ZDF-Intendant Markus Schächter hatte Brender zur Wiederwahl vorgeschlagen. Der Verwaltungsrat will darüber am 27. März entscheiden.

   Kirchenamtspräsident Barth zufolge ist vorher ein Votum des Fernsehrats erforderlich, um zur Meinungsbildung beizutragen. Der EKD-Repräsentant betonte, dass gerade die parteipolitisch ungebundenen Fernsehratsmitglieder wie er sich jetzt positionieren müssten. Neben Barth gehört auch Marlehn Thieme, Mitglied im Rat der EKD, dem ZDF-Fernsehrat an.


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