Di, 02.09.2014EKD-Beauftragter: Freiwilligendienste sind ein Erfolgsmodell

Oldenburg (epd). Das Freiwillige Soziale Jahr ist nach Ansicht des Beauftragten der evangelischen Kirchen für Freiwilligendienste, Jan Janssen, ein «Erfolgsmodell für die Gesellschaft». Nach 60 Jahren freiwilligen Diensten dürfe man mit Stolz auf den «immensen Beitrag» blicken, den Kirchen und Wohlfahrtsverbände für diese Dienste geleistet hätten, sagte Janssen am Dienstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Anlässlich des Geburtstages des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) predigt der Oldenburger Bischof an diesem Sonntag in einem aus einer Jugendbildungsstätte live-übertragenen Fernsehgottesdienst.

Vor 50 Jahren wurde der Freiwilligendienst mit dem «Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres» erstmals geregelt. Die Wurzeln des FSJ gehen aber noch zehn Jahre weiter zurück, auf das vom damaligen Rektor der Diakonissenanstalt Neuendettelsau, Hermann Dietzfelbinger (1908-1984), ausgerufene Diakonische Jahr. Laut dem Bundesfamilienministerium sind heute mehr als 100.000 Menschen in den Freiwilligendiensten aktiv. Dazu gehört neben dem FSJ auch der Bundesfreiwilligendienst, der für alle Altersgruppen offen ist.

Diese Dienste seien besonders für junge Menschen eine große Chance, sagte Janssen. «Mit 19 Jahren ist das ein Stück Selbsterprobung.» Neben der Idee, anderen zu helfen, gehe es auch darum, sich auszutesten und beruflich zu orientieren. Die Erfahrungen könnten auch zeigen, wo die persönlichen Grenzen liegen.

Janssen warnte allerdings davor, die Freiwilligen als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen. In den neuen Bundesländern gebe es viele ältere Menschen, die versuchten, über den Freiwilligendienst wieder auf den Arbeitsmarkt zu gelangen. «Das beobachten wir kritisch. Die Freiwilligendienste dürfen kein Werkzeug der Arbeitsmarktpolitik werden.»

Nachwuchsprobleme gebe es weder beim FSJ noch beim Bundesfreiwilligendienst. «Die Mund-zu-Mund-Propaganda ist die stärkste Werbung für diese Dienste.» Die Zeit in einer sozialen, ökologischen oder kulturellen Einrichtung sei intensiv und prägend. Ihm selbst seien aus seiner Zivildienstzeit in einem Altenheim noch viele Erlebnisse, Namen und Gesichter präsent.

Eine klare Absage erteilte der Theologe der Idee, ein soziales Pflichtjahr für alle Jugendlichen einzuführen: «Nur Freiwilligkeit hat die Sympathie Gottes.» Wer zum Dienst verpflichtet werde, neige dazu, seinen Dienst lustlos «abzureißen». Selbst um dem Pflegenotstand zu begegnen, sei ein Pflichtjahr keine gute Idee.
Bevor die jungen Leute zu den Pflegebedürftigen geschickt werden dürften, müssten sie gut ausgebildet werden. Er bezweifle, dass private Pflegeanbieter ein ähnlich hohes Ausbildungsniveau wie die Diakonie oder andere Wohlfahrtsverbände garantieren könnten.

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