Di, 04.09.2012Ehrenamtliche tippen Neues Testament von 1556 ab

Oldenburg (epd). In mühevoller Kleinstarbeit haben 39 Ehrenamtliche ein Neues Testament aus dem 16. Jahrhundert abgetippt. Anderthalb Jahre lang hätten die philologisch interessierten Freiwilligen gebraucht, um das 1556 von Jan Utenhove in einer alten niederländischer Sprache herausgegebene Buch abzuschreiben, teilte der Niederlanden-Experte Hans Beelen am Montag in Oldenburg mit.

Das Werk ist auf den Internetseiten der «Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren» (www.dbnl.nl) einzusehen. Es ist die neunte historische Bibelübersetzung, die im Zuge eines Bibeldigitalisierungsprojektes der Universität Oldenburg im Internet editiert wurde.

Die bis heute abgetippten Bibeln erschienen Beelen zufolge ursprünglich in einer unruhigen Zeit, in der die Protestanten in den Niederlanden von den katholischen Herrschern aus Spanien verfolgt wurden. Zahlreiche Calvinisten flüchteten nach Emden, das sich zu einem Zentrum der niederländischen Reformation entwickelte. In dieser Zeit habe die niederländische Sprache einen großen Wandel vollzogen, der sich in den Bibelübertragungen nachvollziehen lasse. Die Veränderungen in Grammatik, Rechtschreibung und Wortschatz könnten nun dank der digitalisierten Bibelausgaben genauer erforscht werden.

Die Flüchtlinge ermöglichten Emdens Aufstieg zum Zentrum der niederländisch-protestantischen Druckkultur im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, erläuterte Beelen. Sie strebten nach eigenen zuverlässigen Übersetzungen der christlichen Basistexte. Jan Utenhove habe das Neue Testament direkt aus dem griechischen Urtext übersetzt. Er sei überzeugt gewesen, dass dieser direkt vom Heiligen Geist stamme.

Zugleich habe Utenhove versucht, eine überregional verständliche Sprache zu schaffen, die für alle Gläubigen im gesamten niederländischen Sprachraum verständlich war. Dazu habe er eine eigene Rechtschreibung genutzt, deren Wortwahl und Grammatik von niederdeutschen und hochdeutschen Bibelübersetzungen inspiriert gewesen sei. Das Ergebnis war Beelen zufolge allerdings eine kuriose Kunstsprache, die bei den Gemeindemitgliedern wenig Akzeptanz fand.

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