Mi, 24.03.2010Drei Altenheime der Oldenburger Diakonie melden Insolvenz an

Oldenburg/Delmenhorst (epd). Drei Altenheime der Diakonie im Oldenburger Land sind insolvent. Die Diakonie habe am Mittwoch bei den jeweiligen Amtsgerichten die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt, sagte der kaufmännische Diakonievorstand, Joachim von der Osten, am Mittwoch vor Journalisten. Betroffen sind die Evangelische Altenhilfe Stephanusstift gGmbH in Delmenhorst sowie die Oldenburger Seniorenzentren Büsingstift und Schützenweg gGmbH.

   Der von den Gerichten bestellte Insolvenzverwalter Hermann Bering sagte, er sehe gute Chancen für den Fortbestand der Einrichtungen.
Die Häuser mit zusammen rund 220 Pflegeplätzen und 180 Beschäftigten sollten zunächst «uneingeschränkt» fortgeführt werden. Die Gehälter seien bis Ende Juni gesichert. In den kommenden zwei Wochen wolle er ein Grobkonzept erarbeiten, um die Häuser aus der Insolvenz zu holen.

   Bering machte deutlich, dass er die Heime am liebsten zusammen mit der Diakonie retten wolle. Gleichwohl sei es seine vorrangige Aufgabe, die Betriebe zu erhalten. «Mit welchen Partner wird man am Ende sehen.»

   Von der Osten begründete die Insolvenz-Anträge mit drohender Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit. Verantwortlich seien vor allem die hohen Personalkosten. «Heimleitungen und Beschäftigte haben beste Arbeit gemacht.» Doch lägen die Tarife der Diakonie rund ein Viertel über den Löhnen von Privatanbietern. Außerdem seien die Entgelte der Kassen seit 2001 nicht mehr erhöht worden. Seitdem seien die Gehälter jedoch um elf Prozent gestiegen.

   Die Diakonie betreibt von der Osten zufolge acht Einrichtungen der stationären Altenhilfe im Oldenburger Land. Die drei betroffenen Häusern seien «im Kern sanierungsfähig». Probleme gebe es auch in den anderen Häusern. In zweien werde über eine wirtschaftliche Notlagenregelung verhandelt. Das bedeute eine Absenkung des Weihnachtsgeldes. In den anderen Häusern könne der Betrieb dank tariflichen Spielräume erhalten werden.

   Ohne eine Regulierung der Personalkosten müsse sich die Diakonie überlegen, ob sie langfristig noch Pflegeeinrichtungen betreiben könne, sagte von der Osten. Schon jetzt würden 60 Prozent aller Altenpflegeeinrichtungen in Niedersachsen von privaten Trägern betrieben, die mit ihren geringen Löhnen den Markt verzerrten.

   Oberkirchenrat Olaf Grobleben betonte, dass die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg für die Insolvenzen nicht haftbar gemacht werden könne. Keine Kirche dürfe über längere Zeit einzelne Einrichtungen regelmäßig unterstützen. Auch er kritisierte die seiner Ansicht nach zu niedrigen Entgelte. In Niedersachen lägen diese rund neun Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. In Nordrhein-Westfalen zahlten die Kassen in der Pflegestufe III sogar fast 600 Euro mehr im Monat.

   Der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Thomas Schwalm, kritisierte, dass die Belegschaften ohne Vorwarnung von den Insolvenzen überrascht worden seien. Seiner Ansicht nach seien nicht die angeblich zu hohen Gehälter schuld an den Insolvenzen, sondern eine falsche Unternehmenstrategie.

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