Fr, 17.07.2009Die rund 100 Bibelgärten in Deutschland haben eine große Anziehungskraft

Ein Traum vom Paradies Schöningen/Kr. Helmstedt (epd). Feige, Myrrhe, Granatapfel und Papyrus - rund 110 Pflanzennamen finden sich in der Bibel. Das Buch der Bücher beschreibt das Säen und Ernten. In vielen Versen geht es um Früchte und Blüten. «In jedem Menschen gibt es einen Traum vom Paradies», sagt Katrin Stückrath aus Minden. Darum hätten Themengärten mit den Pflanzen der Bibel eine besondere Anziehungskraft. Rund 100 solcher Anlagen gibt es in Deutschland, die meisten von ihnen in Niedersachsen, erläutert die Vikarin, die über Bibelgärten promoviert. Einer der ältesten und größten Bibelgärten Deutschlands liegt hinter den alten Klostermauern der St. Lorenz-Kirche in Schöningen in Ostniedersachsen. Entstanden ist er eher zufällig. Nachdem an der fast 900 Jahre alten Sandsteinkirche Sanierungsarbeiten erforderlich waren, die sich rund 15 Jahre hinzogen, war der ehemalige Pfarrgarten total zerstört. «Es musste unbedingt etwas  passieren, aber es geschah nichts», erinnert sich Elke Stern. Die 62-Jährige war damals im Pfarramt beschäftigt und ergriff schließlich selbst die Initiative. In sechs Jahren machte sie aus der rund 2.000 Quadratmeter großen Fläche einen Garten. Den Anstoß zu dem 1996 eröffneten kleinen Paradies, gab die Ausstellung «Pflanzen der Bibel» bei der Bundesgartenschau in Cottbus, die Stern inspirierte. Mittlerweile finden sich auf dem leicht ansteigenden Gelände am Rande des Elms mehr als 200 Pflanzen in neun thematischen Bereichen. Schilder verweisen auf 460 Bibelstellen, die sich etwa auf Heilpflanzen und wilde Kräuter, Dornen und Disteln oder mediterrane Pflanzen beziehen. Im unteren, schattigen Teil wachsen rund um einen kleinen Teich Papyrus, Schilf, Sumpfbinsen und eine Morgenländische Platane. Direkt an der Klosterkirche gedeiht eine stattliche Libanonzeder. Den oberen, sonnigen Teil des Bibelgartens prägen Stechpalmen, Christusdorn und Agaven. Hier, direkt an der alten Klostermauer, ist der Boden sandig, heiß und voller Steine. Zwischen Kakteen und Sukkulenten lehnt eine Tafel mit einem Vers aus dem biblischen Buch Jesaja: «In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Stepp eine ebene Bahn unserem Gott!» Jährlich treffen rund 30 bis 40 größere Gruppen in Schöningen ein, die sich durch die Anlage führen lassen. Darunter sind etliche, die selbst einen Bibelgarten anlegen möchten und Anregungen suchen. «Der Ansturm hört nicht auf», sagt Stern. Die Faszination erklärt Katrin Stückrath damit, dass sich in einem Bibelgarten viele Interessen überschneiden. «Es gibt die biblisch Interessierten, die in den Gärten Bibelstellen in einem ganz neuen Licht sehen», erklärt sie. Andere Besucher seien an der Flora Palästinas interessiert, andere wiederum an der Kulturgeschichte. Ohne ständige Pflege gedeiht aber auch ein Bibelgarten nicht. Unterstützt von Ein-Euro-Jobbern und Praktikanten kümmert sich in Schöningen seit neun Jahren ein fest angestellter Mitarbeiter um die Pflanzen. Eine besondere Herausforderung ist dabei das Überwintern der empfindlichen mediterranen Gewächse wie Granatapfel, Oleander, Zitrus- und Olivenbäume. Noch sind die riesigen Behälter der Pflanzen in der Erde verborgen, doch im Spätherbst müssen rund 80 schwere Töpfe herausgehievt und unter das schützende Glasdach einer Gärtnerei transportiert werden. Nicht alle Bibelgärtner schaffen diese Arbeit auf Dauer, weiß Elke Stern: «Im Jahr 2003, dem ökumenischen Jahr der Bibel, wurden viele Gärten angelegt, die es heute bereits nicht mehr gibt.» Für Schöningen gilt das glücklicherweise nicht, und die begeisterte Bibelgärtnerin bereitet sich auf die nächste Besuchergruppe vor, die noch am Abend eintreffen will. Internet: www.st-lorenz-schoeningen.de/bibelgarten www.bibelgarten.info

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