Di, 27.12.2011Diakoniedirektor: Bundesgesundheitsminister soll endlich Pflegereform voranbringen

Hannover (epd). Der hannoversche Diakoniedirektor Christoph Künkel hat Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) aufgefordert, die Pflegereform endlich voranzubringen. Die Rahmenbedingungen für die Pflege müssten dringend verbessert werden, sagte Künkel am Dienstag in Hannover. «Hier ist primär der Bund gefragt.»

Die geplante Besserstellung der Demenzkranken werde vom Bundesgesundheitsminister nicht mit dem notwendigen Nachdruck verfolgt, kritisierte Künkel. Es fehlten die finanzielle Perspektive und der politische Wille, die Pflegereform wirklich umzusetzen. Der ehemalige Diakoniepräsident Jürgen Gohde habe deshalb Mitte Dezember frustriert den Vorsitz des Beirats für die Pflegereform niedergelegt. Der Beirat aus Wissenschaftlern und Experten soll die Umsetzung der Pflegereform vorbereiten.

Künkel erinnerte an den Fachkräftemangel in der Pflege. «Es ist nötig, dass wir den schönen und sinnstiftenden Beruf der Pflege attraktiv gestalten.» Die durchgängige Zeittaktung und immer wieder neue Anforderungen zur Dokumentation erschwerten dies. Nötig seien Zeitkorridore, damit sich die Pflegenden ihren Patienten auch zuwenden könnten. «Pflege ist keine Fließbandtätigkeit, die industriell getaktet werden kann. Aber genau da sind wir gegenwärtig angekommen.»

Die Zahl der an Demenz Erkrankten steige immer weiter an, sagte Künkel. Nötig sei eine gesellschaftliche Debatte: «Das ist nicht nur eine Frage der Finanzen, sondern auch des Stellenwertes, den wir der Pflege einräumen.»

Um die Pflegebedingungen zu verbessern, müssen Künkel zufolge die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung erhöht werden. Dies müsse jedoch sozial verantwortlich geschehen. «Die Politik kann nicht alles auf die private Initiative der Bürger abwälzen, wie das gegenwärtig gerne geschieht.»

In Niedersachsen habe die Landesregierung nach langem Drängen eine moderierende Rolle zwischen den Pflegeanbietern und den Kostenträgern angenommen. Dies sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, lobte Künkel. In Niedersachsen werden die niedrigsten Pflegesätze in den westlichen Bundesländern bezahlt. «Hier helfen keine schönen Worte. Die schwierige Position Niedersachsens müssen wir gemeinsam verbessern.»

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