Mo, 12.05.2014Diakonie und Sozialministerin werben für Arbeit in der Altenpflege

Rund 500 Pflegekräfte protestieren vor Bremer Hauptbahnhof

Die Lebenserwartung in Deutschland steigt - und mit ihr die Zahl der alten Menschen. Doch die Zahl derer, die sie betreuen, droht zu sinken. Die Diakonie und andere Sozialverbände fordern von der Politik ein «Rettungspaket». Hannover/Bremen (epd). Sozialverbände in Niedersachsen und Bremen sowie Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) haben dafür geworben, die Arbeit in der Altenpflege attraktiver zu machen. Pflegekräfte müssten deutlich höhere Löhne erhalten, forderte Rundt am Montag in Hannover anlässlich des Internationalen Tages der Pflege. In Bremen demonstrierten rund 500 Pflegekräfte vor dem Hauptbahnhof gegen zu viel Bürokratie und sowie für eine bessere Bezahlung und mehr Personal. Auch in zahlreichen niedersächsischen Städten machten Beschäftigte wie im gesamten Bundesgebiet auf die Probleme in der Pflege aufmerksam. Rundt sagte, eine tarifgerechte Bezahlung müsse zum Regelfall werden. Außerdem benötigten die Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Arbeit: «Ein Herumgehetze von einem Pflegebedürftigen zum nächsten ist für die Pflegebedürftigen ebenso eine Zumutung wie für die Pflegekräfte.» Nach Angaben der Diakonie in Niedersachsen steht die Altenpflege vor einem großen Nachwuchsproblem. Bis 2030 fehlten Schätzungen zufolge bundesweit rund 400.000 Vollzeitkräfte, sagte Vorstandssprecher Christoph Künkel: «Es muss endlich Schluss damit sein, dass soziale Berufe schlechter angesehen sind als etwa technische Berufe.» Pflegekräfte aus China oder Vietnam anzuwerben, sei aus sprachlichen und kulturellen Gründen sowie mit Blick auf die globale Gerechtigkeit keine Lösung, sagte Künkel. Er kritisierte weiterhin, dass die geltenden Vorschriften zu einer Pflege im Minutentakt führten: «Das gegenwärtige System entmenschlicht die Pflege zu einem mechanischen Ablauf nach Gebrauchsanweisung.» Pflege sei aber eine Arbeit von Mensch zu Mensch. Bei den Protesten in Bremen kritisierten das Bündnis «Pflege steht auf» und der Bremer Pflegerat insbesondere den sogenannten «Pflege-TÜV». Das Prüfsystem über Pflegenoten sei ein «totes Pferd» und für Bürger weitgehend wertlos, sagte der Pflegewissenschaftler Heiner Friesacher. Die Bremer Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege und der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste unterstützten die Proteste. Fachkräftemangel, Unterfinanzierung und bürokratische Hürden führten zu «unhaltbaren
Zuständen». Bremens Landesdiakoniepfarrer Manfred Meyer forderte mehr Tempo bei der Pflegereform der Bundesregierung. Er verlangte, die Pflegeversicherung auf eine breitere Basis zu stellen. Um sie zu finanzieren, sollten neben Löhnen und Gehältern auch Kapitaleinkünfte herangezogen werden. In Hannover informierten Diakonie-Mitarbeiter vor den Heimen und an Straßenbahnen Passanten. In Lüneburg, Soltau, Alfeld, Verden und Esens gab es Kundgebungen vor dem Rathaus. In Celle, Osnabrück und Peine übergaben Beschäftigte «Rettungspakete» mit Forderungen an Politiker. Die Diakonie ist bundesweit einer der größten Pflege-Anbieter. Der Oldenburger Diakonie-Vorstand Uwe Kollmann warb um mehr Unterstützung für pflegende Angehörige, etwa durch Pflegekurse und Beratungsangebote. Die Kassen sollten verpflichtet werden, diese Schulungen zu bezahlen. Der Internationale Tag der Pflege wird am jährlich 12. Mai begangen, in Deutschland seit 1967. Internet: www.diakonie-in-niedersachsen.de, www.diakonie-bremen.de, www.tag-der-pflegenden.de sowie www.diakonie.de/aktionstag-altenpflege

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