Di, 15.07.2014Diakonie und Caritas: Armutsrisiko für Alleinerziehende steigt - Wohlfahrtsverbände informieren bei Solidaritätstafel

Hannover (epd). Diakonie und Caritas in Niedersachsen warnen vor einem steigenden Armutsrisiko für Alleinerziehende. Nach den aktuellen Daten der Sozialberichterstattung sei jeder Siebte in Niedersachsen von Armut bedroht, sagte Caritas-Direktor Hans-Jürgen Marcus am Dienstag in Hannover. Bei den Kindern gelte das sogar für jedes fünfte. Alarmierend sei, dass sich die Situation der fast 240.000 Alleinerziehenden seit 2005 sogar verschlechtert habe. Von ihnen seien 44 Prozent auf soziale Grundsicherung angewiesen.

Mit einer Solidaritätstafel am Sonnabend in Hannovers Innenstadt wollen die Wohlfahrtsverbände auf diese Situation aufmerksam machen. Sie rechnen mit bis zu 1.000 Gästen, die an langen Tischen miteinander ins Gespräch kommen sollen. Ihnen wird kostenlos oder gegen eine Spende ein vegetarischer Eintopf serviert. Erwartet werden Wohnungslose genauso wie Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt und Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (beide (SPD), die Schirmherren der Veranstaltung sind.

Unter dem Motto «Gemeinsam zu Tisch» soll im Europäischen Jahr zur Vereinbarung von Berufs- und Familienleben dieses Thema in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Wohlfahrtsverbände wollen zudem ihre Angebote zur Unterstützung von Familien vorstellen.

«Es ist ein durch nichts zu rechtfertigender Skandal, wenn Kinder und Jugendliche ein Armutsrisiko sind», sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Christoph Künkel. Er mahnte ein anderes Familienbild in der Sozialpolitik an. So sei das Ehegattensplitting bei der Steuer nicht mehr zeitgemäß. «Alleinerziehende sollten als vollwertige Familie angesehen werden.» Auch der Arbeitsmarkt müsse besser und flexibler auf sie zugeschnitten werden.

Unter den Alleinerziehenden in Niedersachsen seien 204.500 Frauen, heißt es in einem Bericht, den die Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen ergänzend zur Sozialberichterstattung des Landes verfasst haben. Sie bräuchten noch bessere und flexiblere Angebote zur Kinderbetreuung, um den Unterhalt verdienen zu können, sagte Künkel. Marcus ergänzte, die Alleinerziehenden arbeiteten oft in Teilzeit und in Berufen unterhalb ihrer Qualifikation. Sie seien deshalb häufig darauf angewiesen, neben dem Lohn als «Aufstocker» Sozialleistungen zu beziehen.

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