Do, 09.08.2012Diakonie fordert mehr Unterstützung für bedürftige Schulkinder

Hannover (epd). Der hannoversche Diakoniedirektor Christoph Künkel hat die Bundesregierung aufgefordert, Schulkinder aus armen Familien deutlich stärker als bisher zu unterstützen. Das Bildungs- und Teilhabepaket, mit dem die Eltern 100 Euro pro Schuljahr zum Beispiel für Bücher, Hefte oder Ranzen bekommen, reiche bei weitem nicht aus, sagte Künkel am Donnerstag in Hannover. Noch immer würden Kinder von Eltern mit geringem Einkommen schon ab dem Schulstart benachteiligt: «Die Verhältnisse sind nach wie vor untragbar.»

Künkel warb zudem dafür, wieder die Lernmittelfreiheit einzuführen. Die evangelische Sozialarbeiterin Bettina Mai stellte Berechnungen aus dem Diakonischen Kreisverband Hildesheim vor. Dort haben ihre Kollegen 40 Material-Listen von Schulen ausgewertet. Sie berechneten Kosten von mehr als 450 Euro für Erstklässler. Fünfklässler benötigen danach fast 470 und Siebtklässer sogar fast 540 Euro für den Schulbedarf. «Dazu kommen weitere Ausgaben wie Kopiergeld und Lektüren, gerade in den höheren Klassen», sagte Mai.

In der Region Hildesheim will die Diakonie Mai zufolge deshalb in diesem Sommer 300 bedürftige Kinder, die in die erste Klasse oder auf eine weiterführende Schule kommen, mit einem Gutschein über 100 Euro unterstützen. Künkel zufolge gibt es ähnliche Aktionen in anderen Regionen. Auch die evangelischen Schulen in der hannoverschen Landeskirche engagierten sich zum Beispiel mit einem Lernfonds oder Hausaufgabenhilfe, damit alle Kinder gleiche Chancen bekommen.

«Wir wollen ein politisches Zeichen setzen», betonte der Direktor des Diakonischen Werkes der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. «Die Kirche will nicht einspringen für etwas, was der Staat leisten muss.» Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) müsse die wahren Kosten für den Schulbesuch zur Kenntnis nehmen und die Leistungen anpassen. «Wenn Menschen schon während ihrer Entwicklung entwürdigt werden, hat das Folgen für ihre gesamte Zukunft.»

Die Kirchenkreissozialarbeiterin Susanne Gottschalk berichtete von einer Familie, die nach Erkrankung des Vaters auf Sozialleistungen angewiesen ist. Der Sohn wollte auf ein naturwissenschaftliches Gymnasium wechseln, doch für das vorgeschriebene Netbook wurde den Eltern selbst ein Darlehen verweigert. Sie liehen das Geld schließlich bei Freunden und Familie. «Der Schulabschluss ist noch immer abhängig vom Einkommen.»

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