Mo, 10.03.2014Diakonie fordert dritte Fachkraft in Kinderkrippen - (epd-Gespräch)

epd-Gespräch: Martina Schwager

Hannover (epd). Die Diakonie in Niedersachsen hat beim ersten Dialogforum zum neuen Kindertagesstättengesetz eine dritte Fachkraft für Kinderkrippen gefordert. Die dadurch mögliche und dringend notwendige Verbesserung der Betreuungsqualität müsse absolute Priorität haben, sagte der für Kitas zuständige Oberkirchenrat Arvid Siegmann am Montag am Rande des Forums im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Derzeit seien in einer Krippengruppe zwei Erzieherinnen für 15 Kinder zuständig.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hatte mit dem ersten Dialogforum die Entwicklung eines neuen Kindertagesstättengesetzes gestartet. Rund 60 Vertreter von freien Trägern, Elternverbänden, und kommunalen Spitzenverbänden trafen sich zum Meinungsaustausch. Es sollen weitere Foren folgen. Das Gesetz soll voraussichtlich Mitte 2016 in Kraft treten.

Derzeit gingen Kirchen und Kommunen in manchen Städten in Vorleistung, sagte Siegmann. Sie finanzierten eine weitere Fachkraft pro Gruppe für unter Dreijährige. Diese werde bisher vom Land nicht finanziert, weil sie nach dem seit 1993 geltenden Kita-Gesetz nicht zum Standard gehöre und somit auch nicht bezahlt werde. Die evangelischen Kirchen und ihre Diakonie betreiben als größter freier Träger rund 25 Prozent der Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen.

Aus der Bindungsforschung sei heute bekannt, dass Kinder unter drei Jahren für eine gesunde Entwicklung eine verlässliche Bezugsperson bräuchten, sagte der Oberkirchenrat. Danach wäre sogar ein Betreuungsschlüssel von zwei Kindern pro Erzieherin wünschenswert: «Aber das ist nicht finanzierbar.» Es gebe «kein Erkenntnisproblem, sondern ein Finanzierungsproblem».

Das ganze Kita-System sei derzeit durch die Verwaltung des Mangels gekennzeichnet. Es stehe nicht einmal Geld für Vertretungskräfte zur Verfügung. Die Erzieherinnen würden nicht angemessen bezahlt. Dadurch sei der Beruf unattraktiv. In vielen Einrichtungen herrsche Fachkräftemangel. Zudem müsse die Ausbildung geändert und etwa um Aspekte der frühkindlichen Bildungs- und Bindungsforschung ergänzt werden.


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