Do, 08.11.2012Diakone und Caritas: Stromkosten machen Energie zum Luxus - Verbände fordern angepasste Regelsätze bei Hartz-IV

Hannover (epd). Diakonie und Caritas in Niedersachsen fordern, dass die steigenden Energiekosten bei der Berechnung von Sozialleistungen berücksichtigt werden. Der Regelsatz für Hartz-IV müsse entsprechend angepasst werden, sagte der Caritas-Direktor der katholischen Diözese Hildesheim, Hans-Jürgen Marcus, am Donnerstag in Hannover.
Bereichsleiter Martin Fischer vom Diakonischen Werk der hannoverschen Landeskirche unterstrich: «Für einige Menschen wird Energie zum Luxus. Das darf nicht sein.»

Vor allem die steigenden Stromkosten infolge der Energiewende belasteten Menschen mit geringem Einkommen, sagte Fischer. Ein alleinstehender Hartz-IV-Empfänger müsse bei einem Einkommen von 374 Euro im Monat allein bis zu 25 Euro mehr für Strom bezahlen. Marcus zufolge ist der Strompreis seit 2005 um 44 Prozent gestiegen. Der Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger habe das aber nicht annähernd aufgenommen.

Menschen mit wenig Geld lebten zudem oft in schlecht isolierten Wohnungen und könnten sich energiesparende Geräte nicht leisten, erläuterte der Caritas-Direktor. Dennoch verbrauchten sie im Schnitt weniger Strom als Wohlhabendere. Die Caritas sei an einem Projekt beteiligt, das Stromspar-Beratungen anbiete. Eine solche Beratung für einkommensschwache Haushalte solle flächendeckend angeboten werden. «Das bewirkt schon viel», sagte Marcus: «Es reicht aber nicht aus.»

Marcus forderte örtliche Energiekonferenzen geben, die über die Probleme beraten können. Weiter müsse neu geregelt werden, wie bei Stromschulden Darlehen an Hartz-IV-Empfänger vergeben werden.

Welche Auswirkungen ein manchmal rigides Abstellen des Stroms hat, beschrieb der Schuldnerberater der Diakonie, Klaus Helke, mit dem Zitat eines überschuldeten Mannes. «Ich habe zwei Monate nicht geduscht und keine Wäsche wachsen können», habe ihm der Mann gesagt, der trotz gezahlter Abschläge ohne Strom auskommen musste: «Mein Selbstwertgefühl geht gegen null.»

Zwar hätten zum Beispiel in Hannover die Stadtwerke einen Härtefallfonds aufgelegt, sagte Helke. Die Antragswege seien aber oft kompliziert. Viele Menschen könnten zwar die monatlichen Abschläge noch zahlen. «Aber die Nachzahlungen brechen ihnen das Genick.»

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