Mi, 18.09.2013«Der Zusammenhalt bröckelt» - Im Gespräch mit Diakoniepastor Francis Amaglo aus Ghana

Drei Fragen an Diakoniepastor Francis Amaglo aus Ghana zum Verhältnis der Generationen in Afrika
epd-Gespräch: Dieter Sell 

Bremen/Nordhorn (epd). Bis in die nächste Woche besucht eine achtköpfige Delegation aus Westafrika in Nordwestdeutschland Einrichtungen der Altenhilfe, um Anregungen für die eigene Arbeit zu sammeln. Begleitet von der Norddeutschen Mission mit Hauptsitz in Bremen besucht sie derzeit eine Tagung im Kloster Frenswegen bei Nordhorn unter dem Titel «Gesellschaften im Wandel - Alt werden in Ghana, Togo und Deutschland». Auch in Afrika bröckele der Zusammenhalt zwischen den Generationen, sagte Diakoniepastor Francis Amaglo aus Ghana dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Pastor Amaglo, wie geht es den Älteren in Afrika?

Amaglo: Besonders in den ländlichen Gebieten leben nach wie vor drei Generationen in einem Familienhaus mit mehreren Räumen und Nebengebäuden zusammen. Auch wenn die Älteren nicht das letzte Wort haben und nicht entscheiden: Sie werden um Rat gefragt, vor allem, wenn es um familiäre Angelegenheiten nach einer Geburt, zur Hochzeit oder bei der Beerdigung geht. Sie gelten als Kopf der Familie und sorgen für den Zusammenhalt. Das ist eine Funktion, die weitergegeben wird, wenn sie nicht mehr in der Lage sein sollten, diese Rolle auszufüllen. Das kann allerdings niemand machen, der jünger als 60 Jahre alt ist. Trotz dieser wichtigen Position in der Gesellschaft gibt es eine zunehmende Zahl älterer Menschen, die einsam sind.

epd: Woran liegt das?

Amaglo: Der Zusammenhalt zwischen den Generationen bröckelt. Viele junge Leute verlassen die Dörfer, um in größeren Städten einen guten Job zu suchen und Geld zu verdienen. Dann gründen sie dort ihre Familie und bleiben in der Stadt. Nach europäischem Muster richten sie ihre Aufmerksamkeit mehr auf ihre Kleinfamilie und verlieren die Generation der Großeltern aus dem Blick. Manchmal helfen noch Neffen und Nichten im Dorf. Aber das ist nicht überall so, vor allem dann nicht, wenn sie dazu selbst materiell nicht in der Lage sind. In solchen Fällen versuchen die evangelischen Kirchengemeinden Ältere zu begleiten und dafür zu sorgen, dass sie etwas zu Essen haben. Wir bemühen uns auch um Freiwillige, die bei der Hausarbeit helfen.

epd: Was interessiert Sie am deutschen System der Altenhilfe?

Amaglo: Wir können hier lernen, wie mit der schwindenden Solidarität zwischen den Generationen umgegangen wird, denn wir erleben das jetzt als neuen Prozess. In Ghana gibt es beispielsweise nur vereinzelt Angebote für Ältere, die pflegebedürftig sind, jedenfalls nicht auf breiter Basis. Ich möchte gerne kirchliche Strukturen schaffen, um professionelle Hilfen anzubieten - und dabei bestehende Angebote miteinander vernetzen.



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