Di, 29.11.2011Das Stichwort: Tafelbewegung

Berlin/Buxtehude (epd). Immer mehr Menschen sind in Deutschland auf Lebensmittelspenden angewiesen. Versorgten die Tafeln im Jahr 2005 etwa 500.000 Menschen, so sind es heute nach Angaben des Bundesverbandes Deutsche Tafel in Berlin über eine Million Bedürftige, die regelmäßig gespendete Nahrungsmittel erhalten. Insgesamt existieren bundesweit fast 900 Tafeln mit zusammen rund 2.500 Ausgabestellen.

Zu den Kunden, die ihre Bedürftigkeit nachweisen müssen, zählen vor allem Langzeitarbeitslose, darunter viele Alleinerziehende und Migranten. Regelmäßig versorgt werden aber auch Rentner und Geringverdiener. 30 Prozent der Tafel-Kunden sind Kinder und Jugendliche, 53 Prozent Erwachsene und 17 Prozent Rentner.

Die erste Tafel wurde 1993 in Berlin gegründet. Seitdem wächst die Zahl der Initiativen kontinuierlich an, und es entstehen vermehrt auch Hilfestellen in kleineren Städten. Etwa 40 Prozent der Tafeln werden von eingetragenen Vereinen betrieben, der Rest sind Projekte in Trägerschaft gemeinnütziger Organisationen wie Diakonie, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz oder Arbeiterwohlfahrt. Die Tafel in Buxtehude arbeitet derzeit unter dem Dach der örtlichen St.-Petri-Kirchengemeinde.

Die Einrichtungen schaffen eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel: Sie sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, und verteilen diese kostenlos oder zu einem symbolischen Geldbetrag. Dabei handelt es sich etwa um Frischprodukte, die vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkauft werden können und von Händlern, Lebensmittelketten oder Gastronomiebetrieben gespendet werden. Bundesweit engagieren sich rund 50.000 Freiwillige für die Tafeln.

Unumstritten ist die Tafelbewegung jedoch nicht. So trägt das Wachstum der Bewegung nach Worten des Furtwanger Soziologen Stefan Selke dazu bei, Armut zu normalisieren. Ähnlich argumentiert auch der Wiesbadener Sozialmediziner Gerhard Trabert: Es könne nicht sein, dass Menschen auf solche Dienste angewiesen seien, um in der reichen Gesellschaft überleben zu können.

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