Mi, 06.07.2011Das Lutherjubiläum geht auf Kurs - Margot Käßmann wird Luther-Botschafterin

Hannover/Wittenberg (epd). Wenn Margot Käßmann im kommenden Frühjahr als Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 auf die kirchliche Bühne zurückkehrt, wird die frühere hannoversche Landesbischöfin zum Aushängeschild des wichtigsten kirchlichen Ereignisses der kommenden Jahre. Im Jahr 2017 feiert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den 500. Jahrestag der Reformation. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg an der Elbe geschlagen haben. Das Ereignis gilt als Gründungsdatum der evangelischen Kirche.

Die Planungen für das Jubiläum laufen schon seit längerem auf hohen Touren. Inhaltlich rückt die EKD seit 2008 im Rahmen der sogenannten «Luther-Dekade» Jahr für Jahr jeweils ein anderes Thema protestantischer Kultur, Geschichte oder Tradition in den Mittelpunkt: 2011 steht unter dem Vorzeichen «Reformation und Freiheit», das kommende Jahr erinnert - pünktlich zum 800-jährigen Bestehen des Leipziger Thomanerchors - an die Bedeutung der Reformation für die Musik.

Die Vorbereitungen des Festjahres sind schon jetzt breit angelegt: Zahlreiche staatliche, kirchliche und gemeinsame Gremien befassen sich mit dem Reformationsjubiläum. Im Kuratorium «Luther 2017» sitzen unter dem Vorsitz des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider unter anderem Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und die Ministerpräsidenten von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Rheinland-Pfalz. An den Wirkungsstätten Luthers in Deutschland arbeiten zudem staatliche und kirchliche Stiftungen sowie Bürgerinitiativen auf das Ereignis hin.

Der Bund hat sich verpflichtet, jährlich fünf Millionen Euro für die Vorbereitung des Jubiläums zur Verfügung zu stellen. Mit dem Geld werden unter anderem Gedenkstätten wie die Wartburg bei Eisenach, das Schloss in Wittenberg oder das Augustinerkloster in Erfurt saniert. Außerdem sind für das Jahr 2017 drei große Ausstellungen in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg geplant.

Eine Hauptrolle kommt der Lutherstadt Wittenberg zu. In der Stadt, in der Martin Luther (1483-1546) als Mönch im «Schwarzen Kloster» lebte und in der sich auch das Grab des Reformators befindet, soll ein geistiges Zentrum des Protestantismus entstehen. Am Schlossplatz wird ein neues Evangelisches Predigerseminar für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses gebaut. Hier haben aber auch das EKD-Zentrum für Predigtkultur sowie die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek ihren Sitz.

In der Lutherstadt hat die EKD darüber hinaus ihre Geschäftstelle für das Jubiläum eingerichtet. Bis April war hier als Prälat Stephan Dorgerloh tätig, der für die EKD das Reformationsjubiläum auch in der Öffentlichkeit vertrat. Seit der ostdeutsche Theologe jedoch für die SPD als Kultusminister in die neue Landesregierung von Sachsen-Anhalt eingezogen ist, ist die Stelle vakant.

Mit der Aufgabe als Botschafterin wird Margot Käßmann die öffentliche Repräsentantin für das Großereignis. Dabei soll die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende, die vor 16 Monaten nach einer Fahrt unter Alkoholeinfluss von allen kirchliche Ämtern zurückgetreten war, für das Reformationsjubiläum werben. Für die Evangelische Wittenbergstiftung, die bisher von Dorgerloh geleitet wurde, wird ein neuer Geschäftsführer gesucht.

Mit der neuen Aufgabe für die 53-Jährige macht die EKD wahr, was ihr Nachfolger im Amt des Ratsvorsitzenden, Nikolaus Schneider, schon kurz nach ihrem Rücktritt prophezeit hatte. Käßmann solle eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleiben, hatte der rheinische Präses damals erklärt. Die Theologin, die derzeit als Gastprofessorin an der Ruhr-Universität in Bochum unterrichtet, soll die neue Funktion im Frühjahr kommenden Jahres antreten. Für ihre Tätigkeit als Reformations-Botschafterin wird Käßmann, die weiterhin hannoversche Pastorin bleibt, von ihrer Landeskirche freigestellt.


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