Mo, 23.06.2014Christen in Malaysia dürfen Gott nicht «Allah» nennen - Menschenrechtler sehen «schwarzen Tag» für die Religionsfreiheit

Bangkok/Göttingen (epd). In Malaysia dürfen nur Muslime ihren Gott «Allah» nennen. Christen bleibe der Gebrauch des Begriffs verboten, entschied der Oberste Gerichtshof am Montag in der Verwaltungshauptstadt Putrajaya. Mit vier zu drei Stimmen wiesen die höchsten Richter damit eine Berufungsklage der katholischen Kirche zurück und bestätigten ein Verbot der Regierung. Kirchenvertreter zeigten sich enttäuscht. Die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen sprach von einem schwarzen Tag für die Religionsfreiheit in Südostasien.

Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit im Vielvölkerstaat Malaysia. Die Regierung hatte der katholischen Wochenzeitung «The Herald» 2007 untersagt, das arabische Wort «Allah» als Bezeichnung für «Gott» in ihrer malaiisch-sprachigen Ausgabe zu verwenden. Dagegen setzten sich das Blatt und die katholische Kirche juristisch zunächst mit Erfolg zur Wehr. Sie machten geltend, dass die Benutzung des Wortes «Allah» für «Gott» bereits seit Jahrhunderten in Malaysia üblich sei.

Die Regierung aber bestand darauf, dass der Gebrauch nur Muslimen vorbehalten sein soll, und ging erfolgreich in Berufung. Im Oktober 2013 wurde das Verbot wieder in Kraft gesetzt. Eine allgemeinere Verwendung des Begriffs könne zu Verwirrung führen und dazu missbraucht werden, Muslime zu bekehren, hieß es zur Begründung.

Der Herausgeber des «Herald», Pater Lawrence Andrew, sagte, das Urteil missachte die grundlegenden Rechte von Minderheiten. Der Anwalt der Kirche erwäge daher eine Überprüfung. Zuvor erklärte bereits die «Christliche Föderation von Malaysia», die 90 Prozent der Kirchen im Land repräsentiert, ihre Gläubigen würden in Bibeln, Gottesdiensten und Versammlungen auch weiterhin das Wort «Allah» benutzen, weil das Urteil nur den «Herald» betreffe.

Der Rechtsstreit fällt in eine Zeit zunehmender ethnischer und religiöser Spannungen. So wurden 2010 mehrere Brandanschläge auf Kirchen verübt. Zwar ist die Religionsfreiheit in der Verfassung Malaysias verankert. Faktisch aber ist der Islam Staatsreligion. Mehr als 60 Prozent der 30 Millionen Malaysier sind Malaien, die fast alle muslimischen Glaubens sind. Die Christen haben einen Anteil von neun Prozent an der Bevölkerung. Die größte religiöse Minderheit sind Buddhisten (20 Prozent). Die Hindus stellen sechs Prozent.

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