Di, 08.10.2013Catholica-Beauftragter und Bistümer in Niedersachsen begrüßen Vorstoß für Geschiedene - In Einzelfällen dürfen Wiederverheiratete schon jetzt Eucharistie feiern

Hildesheim/Braunschweig (epd). Der evangelische Catholica-Beauftragte Friedrich Weber und die katholischen Bistümer in Niedersachsen begrüßen den Schritt der Erzdiözese Freiburg, wiederverheiratete Geschiedene zur Heiligen Kommunion zuzulassen. «Es ist allerdings eine Öffnung, die in meinen Augen mehr als selbstverständlich ist», sagte der braunschweigische Landesbischof Weber am Dienstag dem epd.
Mit der Möglichkeit, Gläubige in zweiter Ehe nach seelsorgerlichen Gesprächen zur Heiligen Kommunion zuzulassen, sei man endlich den Bitten aus der eigenen Priesterschaft und den Gemeinden nachgekommen.

Der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) kritisierte jedoch, dass Eheleute mit unterschiedlichen Konfessionen weiterhin nicht gemeinsam an der Eucharistie teilnehmen können.

Die Erzdiözese Freiburg hatte am Montag angekündigt, Katholiken in zweiter Ehe die Teilnahme an der Eucharistie, dem katholischen Abendmahl, unter bestimmten Voraussetzungen zu erlauben. Bislang sind sie nach offizieller Lehre von der Eucharistie ausgeschlossen, weil aus katholischer Sicht die erste Ehe als Sakrament weiterbesteht und eine Scheidung nicht akzeptiert wird.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode verwies am Dienstag zwar auf das geltende Kirchenrecht. Doch arbeite bereits eine Arbeitsgruppe in der katholischen Bischofskonferenz an «konkreten Hilfen und zukunftsweisenden Perspektiven», die nicht zuletzt durch Papst Franziskus in Bewegung gekommen seien. Der Osnabrücker Bistumssprecher Kai Mennigmann sagte, es gehe um die Barmherzigkeit gegenüber Menschen, deren Lebensentwurf gescheitert sei.

Das Bistum Hildesheim verwies darauf, dass wiederverheiratete Geschiedenen in Einzelfällen schon seit Jahren zur Kommunion gehen könnten. Bereits Ende der 1980er Jahre habe sich der damalige Hildesheimer Bischof Josef Homeyer in «Hirtenbriefen» mit dem Thema auseinandergesetzt, sagte Bistumssprecher Peter Lange auf Nachfrage. Nach einem seelsorgerlichen Gespräch hätten Wiederverheiratete die Chance, ohne Einschränkungen den Gottesdienst mitzufeiern. Wie viele sich jährlich zu einem solchen Schritt entschieden, sei nicht bekannt.

Der Vorstoß des Erzbistums Freiburg löst insgesamt eine breite Welle der Zustimmung aus. Damit werde für in zweiter Ehe lebende Menschen der Weg zur vollen Teilnahme am kirchlichen Leben möglich, erklärte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, am Dienstag. Der Vatikan reagierte allerdings zurückhaltend.

Das Ökumene-Institut der evangelischen Kirche in Bensheim wertete den Schritt als positives Signal: Es sei keine Revolution, aber ein «vorsichtiges Vorpreschen». Der Vizepräsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, erklärte: «Der Freiburger Vorstoß ist unter seelsorgerlichen Gesichtspunkten ein wichtiger Schritt.»

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