Fr, 23.08.2013Bremische Kirche lehnt Urnen im Wohnzimmerschrank ab

Bremen (epd). Die Bremische Evangelische Kirche will keine Urnen mit der Asche von Verstorbenen im Wohnzimmerschrank dulden. In einer Stellungnahme appellierte die Kirche am Freitag an alle Abgeordneten des Bremer Landesparlaments, die geplante Aufhebung der Friedhofspflicht abzulehnen. Die Regierungskoalition von Grünen und SPD in der Hansestadt will in Kürze das Friedhofsrecht deutlich lockern.

Unter anderem geht es dabei um die Möglichkeit, die Urnen mit der Asche der Toten für zwei Jahre mit nach Hause nehmen zu können. Dies lehnt die Kirche als «völlig unrealistisch und populistisch» ab: «Das hat für mich nichts mit Würde zu tun. Wenn dieser Vorschlag umgesetzt wird, dann wissen wir nicht, was mit der Urne geschieht», sagte der stellvertretende Schriftführer der bremischen Kirche, Pastor Bernd Kuschnerus: «Welche Behörde will das organisieren und sicherstellen, dass die Urne eines Tages wohlbehandelt im vorgesehenen Grab landet und nicht auf der Müllkippe?»

Die Bestattungspflicht müsse erhalten bleiben, betonte der Theologe. Es entspreche dem christlichen Verständnis, die Totenwürde zu achten. Schon jetzt gebe es auf den 19 evangelischen Friedhöfen in Bremen sowohl Erd- als auch Baumbestattungen ebenso wie Urnenbeisetzungen oder Grabstätten für fehl- und totgeborene Kinder. Selbst das Ausstreuen der Asche auf einem Friedhof sei bereits erlaubt.

Die Kirche begrüße ausdrücklich das Ziel eines bürgerfreundlichen Bestattungswesens. Sie unterstütze den Antrag sogar in Teilen. Der Geldbeutel von Angehörigen dürfe für ein würdiges Begräbnis nicht ausschlaggebend sein und die religiösen Bindungen der Toten müssten geachtet werden. Deshalb müsse eine Wahl zwischen Erd- und Feuerbestattung auch bei Sozialbegräbnissen erhalten bleiben. Auch das Recht auf eine Namensplakette oder eines Kreuzes, Bibelverses oder eines anderen religiösen Symbols dürfe nicht infrage gestellt werden.

«Nach evangelischem Verständnis bringen Trauerfeier, Bestattung und Friedhofskultur die Einzigartigkeit und die Würde Verstorbener zum Ausdruck», unterstrich Kuschnerus. Die Bremer Kirche unterstütze auch die Anliegen anderer Religionsgemeinschaften, ihrer Religion entsprechend angemessene Bestattungsformen zu ermöglichen.





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