Do, 11.10.2012Bremer Grüne wollen Friedhofszwang für Urnen kippen - Scharfe Kritik von der Kirche

Bremen (epd). Im Land Bremen soll nach dem Willen der Grünen der Friedhofszwang für Urnen aufgehoben werden. «Wir wollen ermöglichen, dass sich Menschen nach ihrem Tod an ihrem Lieblingsort ausstreuen lassen», sagte am Donnerstag die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Maike Schaefer. Sie will noch in diesem Jahr einen entsprechenden Antrag zur Novellierung des bremischen Bestattungsrechtes in den Landtag einbringen. Käme er durch, wäre Bremen das erste Bundesland in Deutschland ohne Friedhofszwang. Auch die Urne im Wohnzimmerregal oder im eigenen Garten soll Schaefer zufolge künftig möglich sein. «Zur Würde eines Menschen gehört auch das Recht auf Individualität», betonte die Abgeordnete der Grünen, die in Bremen zusammen mit der SPD die Landesregierung stellen. Weil die Asche Verstorbener in Deutschland nicht ausgestreut werden dürfe, gebe es einen unwürdigen «Leichenexport» ins europäische Ausland, wo es keinen Friedhofszwang gebe. «Mit anschließender heimlicher Rückführung im Kofferraum, um dann die Asche hier ausstreuen zu können.» Scharfe Kritik kommt von der Kirche. «Die Urne mit der Oma auf dem Wohnzimmerschrank oder die Asche vom Opa im Bürgerpark halten wir nicht für ein Zeichen von Freiheit», sagte ihr theologischer Repräsentant Renke Brahms. «Das ist würdelos.» Wenn Ort und Form der Beisetzung beliebig seien, sei es nicht mehr weit bis zur Entsorgung Verstorbener aus wirtschaftlichen Gründen. Arme Menschen könnten dann zu Billiglösungen gezwungen werden. Davor müsse der Gesetzgeber die Bürger schützen. Das sei auch mit einem liberalen Bestattungsrecht möglich, sagte Schaefer, die sich wünscht, dass ihre Novelle im nächsten Jahr Gesetz wird. Im Übrigen suchten die Grünen den Dialog «mit allen Bedenkenträgern». Deshalb sei am 15. Oktober eine Diskussion geplant, an der auch Vertreter der evangelischen Kirche, der Behörde und ein alternativer Bestatter teilnehmen sollten. Vor allem Jüngere empfänden den herrschenden Friedhofszwang als Bevormundung: «Trauer ist individuell und jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden, um mit dem Verlust eines geliebten Menschen leben zu können.»

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