Fr, 19.02.2010Bischof Weber: Islamische Eltern sollen sich mehr in Schulen einbringen

Hannover/Braunschweig (epd). Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber hat islamische Eltern aufgerufen, sich mehr in Schulen und Kindergärten einzubringen. «Wir brauchen muslimische Eltern, die präsenter sind in der Öffentlichkeit und nicht nur in ihren eigenen Vereinen», sagte er am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow «Tacheles» in der Marktkirche in Hannover. Schulen und Kindergärten seien Orte, wo gegenseitiges Verständnis zwischen Christen und Muslimen von klein auf spielerisch eingeübt werden könne.

   Muslime sollten sich deshalb der Begegnung mit christlichen Eltern stellen. «Und das vermisse ich», sagte Weber. Der Landesbischof forderte die Muslime zugleich auf, sich einem kritischen Verständnis der Religion nach westlichem Vorbild zu öffnen. Im Islam werde meist ein starres Gottesbild tradiert. Das begünstige traditionelle Hierarchien in den Familien und stehe der Bildung im Wege. Eine Studie habe gezeigt, dass gerade Muslime ohne Bildungsabschlüsse besonders religiös seien.

   Auch für die türkischstämmige Soziologin und Autorin Necla Kelek führt der Weg in die Integration nur über Bildung. «Wir müssen freie Geister werden, wenn wir ein Teil der bürgerlichen Gesellschaft werden wollen», sagte sie. Doch noch würden Zweifel und Neugier im Islam kaum zugelassen: «Ich kenne kaum einen Muslim, der ein freier Geist wäre.» Stattdessen würden Überväter inthronisiert: von Gott über Atatürk bis zum eigenen Vater. «Wir müssen uns mit dem rationalen Verstand diese Religion ansehen», sagte Kelek. Sie kenne aber derzeit kein einziges islamisches Land, wo der Islam von der Wissenschaft historisch betrachtet werde.

   Die Vorsitzende der Muslimischen Akademie in Deutschland, Hamideh Mohagheghi, betonte demgegenüber, dass der Islam das westliche Denken mit hervorgebracht habe. Islamische Philosophen hätten es im Mittelalter maßgeblich mitgeprägt. Allerdings hätten die Muslime sich später, «zurückgelehnt, weil sie so stolz waren». In einem demokratischen Staat zu leben, sich Wissen anzugeignen und gleichzeitig ein gläubiger Muslim zu sein, sei kein Widerspruch.

   Der Buchautor Cem Gülay sagte, die Absonderung der Muslime führe in eine Sackgasse: «Wenn man es in Deutschland schaffen will, muss man sich zu diesem Land bekennen. Wenn du dich nicht bekennst, fördern sie dich nicht.» Die einstündige Debatte wird am 28. Februar vom Sender «Phoenix» um 13 Uhr und 22.30 Uhr ausgestrahlt.

Internet: www.tacheles.tv


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