Mi, 09.09.2009Bischof Weber fordert verbindliche Spielregeln für die freie Wirtschaft

Frankfurt/Wolfenbüttel (epd). Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber hat verbindliche Spielregeln für die freie Wirtschaft gefordert. Feste Ordnungsstrukturen seien notwendig, damit die Menschlichkeit in der Wirtschaft nicht zum Verlustgeschäft werde, sagte Weber am Dienstag bei einem Vortrag in der Frankfurter Commerzbank. «Ohne Ethik fährt die Wirtschaft vor die Wand», betonte der evangelische Bischof.

   Ihm gehe es nicht darum, in die pauschale Schelte von Führungspersönlichkeiten unter dem Stichwort «Maßlosigkeit» einzustimmen, sagte Weber seinem vorab veröffentlichten Manuskript zufolge. Es gebe auch eine Maßlosigkeit in der Vorverurteilung und öffentlichen Darstellung solcher Probleme. Gerade der Mittelstand zeichne sich dadurch aus, dass die Beziehung zwischen Unternehmer und Beschäftigten mitunter fast familiär sei.

   Dennoch sei bei einzelnen Menschen in besonders hervorgehobenen Positionen ein «mangelnder Vorbildcharakter» zu beobachten. Da diese Persönlichkeiten auch Orientierung für andere böten, werde so das soziale und gesellschaftliche Miteinander beschädigt. «Wer aufgrund von erheblichen Leistungen in eine Führungsposition gelangt, die in der Regel wirtschaftlich besonders gut ausgestattet ist, ist dadurch nicht in einer Situation, die ihm alles erlaubt und ihm alles möglich erscheinen lasssen darf», sagte Weber.

   Gewinnorientierung und Wettbewerb seien nicht an sich sündhaft. Es sei der unrechte Gebrauch, der in der Bibel als «Götze Mammon» bezeichnet werde. «Wo dem freien Markt unbedingter Vorrang vor der Rücksicht auf soziale und ökologische Verträglichkeit zugemessen wird, da wird der wirtschaftliche Erfolg zum widergöttlichen Prinzip», so der Bischof. Gott die Ehre zu geben bedeute, der Übermacht der Ökonomie zu widerstehen und der Macht des Geldes Grenzen zu setzen. Die Wirtschaft sei für die Menschen da und nicht umgekehrt. Deshalb brauche ein erfolgreiches, wirtschaftliches Handeln einen Rahmen, der auch die Grenzen des Verträglichen aufzeige.


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