Mo, 27.12.2010Bischöfe rufen an Weihnachten zum Einsatz für die Schwachen auf

Hannover (epd). Niedersachsens Bischöfe und kirchliche Repräsentanten haben an am Weihnachtfest zur Nächstenliebe und zum Einsatz für die Schwachen aufgerufen. Katholische Bischöfe räumten in ihren Predigten auch die Mitschuld ihrer Kirche im Skandal um den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ein.

   Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber sagte an Heiligabend im Braunschweiger Dom, Weihnachten stärke die «Sehnsucht nach dem Guten». Gott sei Mensch geworden, «er ist so klein geworden, dass er in eine Krippe passte, damit wir ihn erfassen können». Weber ist Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

   Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen rief dazu auf, sich für Flüchtlinge einzusetzen. «Weihnachten mahnt die Völkergemeinschaft, dafür zu sorgen, dass die Menschen in ihrer Heimat leben können, damit die unmenschlichen Flüchtlingsströme endlich aufhören», sagte er in der Lüneburger St. Johanniskirche. Der Lüneburger Regionalbischof Jantzen führt seit dem Rücktritt von Margot Käßmann bis zur Einführung ihres Nachfolgers Ralf Meister die Dienstgeschäfte im hannoverschen Bischofsamt fort.

   Der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle sagte in der Hildesheimer Kirche St. Godehard zum Missbrauchsskandal: «Selten sind wir in unserer Kirche so tief in den Abgrund von Schuld geraten wie im zu Ende gehenden Jahr.» Seine Kirche müsse bekennen: «Wir haben weder besonnen noch gerecht und schon gar nicht fromm in dieser Welt gelebt.» Aus der Geburt Christi jedoch erwachse allen Menschen Rettung, ob Täter oder Opfer, schuldig oder unschuldig.

   Der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode äußerte sich auf NDR-Info-Radio zu den Missbrauchsfällen: «Natürlich bleibt einem diese große Freude des Festes zunächst etwas im Halse stecken, wenn man daran denkt», sagte er. «Aber gleichzeitig ist Weihnachten umso nötiger, weil wir da ein Fest feiern, an dem Gott einen völlig neuen Anfang setzt.» Die Kirche habe in den vergangenen Monaten erste Konsequenzen gezogen und vieles angepackt.

   Der Oldenburger evangelische Bischof Jan Janssen appellierte in einer Christmette an die Menschen, sich in Kirche und Gesellschaft zu engagieren. «Ihr eigenes Mitdenken und Mittun ist gefragt», sagte er in der Oldenburger St. Lambertikirche: «Sie werden gebraucht, ob Sie sich ehrenamtlich vor Ort einsetzen oder eine der Hilfsaktionen unterstützen.» Gott sei in einer Notunterkunft als Kind zu den Menschen gekommen, «als Fremder und als Obdachloser».

   Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms rief am ersten Weihnachtstag dazu auf, Frieden und Dankbarkeit in Familie und Nachbarschaft zu verbreiten. Weihnachten sei eine gute Gelegenheit, bei sich selbst anzufangen, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Bremer Kirche Unser Lieben Frauen. Es gehe um Geborgenheit und Frieden - «ob nun in unmittelbarer Nachbarschaft oder in den Ländern der Armut und der Kriege».

   Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, mahnte am zweiten Weihnachtstag einen gerechten Frieden an.
«Frieden meint mehr als das Schweigen der Waffen», sagte er in der reformierten Kirche von Aurich. Frieden brauche immer auch die Gerechtigkeit zwischen Menschen und Völkern und zwischen Arm und Reich. Weiter kritisierte der Theologe Politiker, die sich auf dem Rücken der Armen profilieren wollten. «Die politische Auseinandersetzung um Hartz IV taugt nicht zur Profilierung.»

   Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke erklärte in einer Weihnachtsbotschaft, das Fest stärke die Hoffnung, dass es trotz zahlreicher Krisen für alle Menschen Rettung und Zukunft gebe. «Die Welt ist nicht in Ordnung - und sie ist nicht wirklich versöhnt», sagte der Bückeburger Bischof. Doch an Weihnachten werde deutlich, dass dies nicht die letzte Aussage über die Menschen und Völker sein dürfe.

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