So, 04.11.2012Binnenschiffer kämpfen ums Überleben

Minden/Mannheim (epd). Die finanzielle und wirtschaftliche Situation deutscher Binnenschiffer wird nach Ansicht des Schiffer-Seelsorgers und Diakons Herbert Wiesner immer gravierender. «Immer mehr Familien hören mit der Schifffahrt auf, weil sie es sich nicht mehr leisten können», sagte Wiesner am Sonntag dem epd im Vorfeld einer bundesweiten Tagung der Schifferseelsorger in Mannheim. Wiesner ist seit 2003 Vorsitzender des Verbands der evangelischen Binnenschiffergemeinden in Deutschland, der unter anderem Stützpunkte an Weser, Elbe und Rhein unterhält.

«Die Binnenschiffer kämpfen zunehmend um ihr Dasein», sagte Wiesner. Während früher zehn bis 15 längere Schifffahrten ausreichten, um davon leben zu können, müssten viele Binnenschiffer heutzutage doppelt so viele Fahrten unternehmen, um überleben zu können, sagte der 58-Jährige Seelsorger. Das Leben der Schiffer sei geprägt durch Existenzängste und immer kürzere Liegezeiten. Gespräche seien nur noch während der kurzen Ladezeiten möglich.

Das Durchschnittsalter der Binnenschiffer liege im Durchschnitt bei 56 bis 65 Jahren, «junge Leute kommen nicht mehr nach und gehen nicht mehr wie früher beim Vater an Bord, sondern bleiben lieber an Land», sagte Wiesner. Deshalb gebe es auch immer weniger Schifferkinder in den Schifferkinderheimen, «weil schlichtweg der Nachwuchs fehlt», so Wiesner.

Aus diesem Grund gebe es in den Kirchen auch immer weniger Schifferseelsorger, sagte Wiesner. Auch seine Vollzeitstelle wird wie in anderen deutschen Städten nicht mehr besetzt, wenn er in ein paar Jahren in den Ruhestand geht. Die Angebote der Binnenschiffer-Seelsorge würden aber gern angenommen. «Wenn wir mal nicht mehr da sind, bleiben viele Menschen unterversorgt», sagt Wiesner. Allein in Minden gebe es rund 650 aktive und ehemalige Binnenschiffer, die vor Ort lebten und arbeiteten.

Der Verband der evangelischen Binnenschifferseelsorge trifft sich vom 5. bis 7. November in Mannheim. Die Schifferseelsorger kommen aus Duisburg, Berlin, Hamburg, Minden, Datteln, Stuttgart, Kehl und Rotterdam. In Duisburg sitzt die zentrale Geschäftsstelle der evangelischen Binnenschifffahrt. Alle ihre Boote sind nach dem Diakoniegründer Johann Hinrich Wichern (1808-1881) benannt.

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