Mi, 16.10.2013Beratungsstellen kritisieren Wohnraummangel für Obdachlose - Studenten sind Konkurrenz

Braunschweig (epd). In Niedersachsen fehlt es aus Expertensicht an preisgünstigem Wohnraum für Obdachlose. Steigende Mietpreise auf dem Wohnungsmarkt seien ein großes Hindernis für die Integration wohnungsloser Menschen in die Gesellschaft, sagte Uwe Söhl von der Zentralen Beratungsstelle Niedersachsen am Mittwoch in Braunschweig. Die unabhängige Einrichtung sieht in ihrem neuen Bericht zudem eine verstärkte Nachfrage nach Hilfsangeboten.

Maik Gildner von der Diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten in Braunschweig forderte, dass bei geplanten Neubau-Projekten Wohnungen für Menschen geschaffen werden müssten, die sich nicht selbst versorgen können. In Universitätsstädten wie Hannover, Braunschweig oder Göttingen konkurrierten die Wohnungslosen mit wohnungssuchenden Studenten. Letztere würden von den Vermietern häufig bevorzugt. «Wir müssen um jeden Einzelfall kämpfen.»

Immer mehr Menschen hätten in den vergangenen Jahren Hilfe bei den Angeboten der Wohlfahrtsverbände gesucht, hieß es. 2011 wandten sich den Angaben zufolge rund 7.700 Menschen erstmals an Beratungsstellen der Wohnungslosenhilfe - im Jahr 2005 waren es noch rund 5.700. Auch die Zahl der Obdachlosen in Tagesunterkünften sei von 311.000 im Jahr
2009 auf 332.000 Menschen gestiegen.

Zunehmend gerieten auch junge Erwachsene unter 27 Jahren in Notlagen und Obdachlosigkeit, sagte Söhl. Die Ursache vermuten die Berater in der geänderten Gesetzgebung: Seit 2005 haben Kinder von Hartz-IV-Empfängern keinen Anspruch auf Unterstützung bei den Mietkosten, bis sie 25 sind. Dies sei mit dem Wunsch auf ein eigenständiges Leben nach der Volljährigkeit aber oft nicht vereinbar.

Die Zahl der hilfesuchenden Obdachlosen sei besonders in den Großstädten gestiegen. Dort werde das jetzige Personal in den Beratungsstellen allerdings nicht ausreichen, kritisierte Söhl. Die Zentrale Beratungsstelle Niedersachsen vertritt fünf Regionalvertretungen in Hannover, Braunschweig, Lüneburg, Oldenburg und Osnabrück und untersucht die Hilfsangebote im Bundesland.

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