Do, 05.01.2012Altenhilfe Lilienthal will Kirche verlassen

Lilienthal/Hannover (epd). Zum wiederholten Male schert eine Altenhilfeeinrichtung aus der Diakonie in Niedersachsen aus. Die umstrittene Diakonische Altenhilfe Lilienthal bei Bremen werde die Kirche verlassen, bestätigte deren Geschäftsführer Hans Mencke am Donnerstag dem epd. Bis zum Sommer solle eine neue Gesellschaft gegründet werden. Die Einrichtung mit ihren rund 500 Mitarbeitern könne die hohen Gehälter der Diakonie nicht mehr zahlen.

Alle Beschäftigten sollen Mencke zufolge übernommen und analog zum Tarif des Bundesverbandes für Zeitarbeitsfirmen bezahlt werden. Erst kürzlich wurde der Verein Wichernstift in Ganderkesee wegen Rufschädigung und Lohndumping aus der Diakonie ausgeschlossen.

Der stellvertretende Direktor des Diakonischen Werks der hannoverschen Landeskirche, Jörg Antoine, bedauerte die Entwicklung und nannte den Schritt Menckes bitter. Der Geschäftsführer habe für Lilienthal nur noch die Alternative Privatisierung oder Insolvenz gesehen.

Die Entscheidung zeige einmal mehr die schwierige Situation in der Altenhilfe, betonte Antoine. Es sei eine enorme Herausforderung, die Mitarbeitenden in den diakonischen Einrichtungen mit den vergleichsweise hohen Gehältern fair zu entlohnen. Diakonie und Caritas zahlten in Niedersachsen zwischen zehn und 30 Prozent mehr als die übrigen Wohlfahrtsverbände und die weitgehend tariffreien privaten Träger.

Mencke sagte, die Lilienthaler Einrichtung stehe seit Jahren in der Kritik und unter dem Druck der Diakonie. Um eine Insolvenz zu vermeiden, habe er bereits 2004 eine eigene Leiharbeitsfirma mit dem Namen «Dia Logistik» gegründet. Fast alle Mitarbeiter sind dort derzeitig angestellt. Die Firma zahle zwar rund 20 Prozent weniger als die Diakonie, aber dennoch marktgerecht: «Wir betreiben kein Lohndumping.»

Nach einem Urteil des Kirchengerichtshofs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist jedoch eine dauerhafte Leiharbeit mit dem Kirchenarbeitsrecht nicht vereinbar. Einrichtungen, die das kirchliche Arbeitsrecht nicht einhalten, droht der Ausschluss aus der Diakonie.

Mencke kündigte an, er wolle die Leiharbeitsfirma demnächst auflösen. Die Beschäftigten sollten dann zu ihren bisherigen, niedrigen Tarifen von der Muttergesellschaft übernommen werden. Mehr Lohn könne er wegen der ruinösen Konkurrenz nicht zahlen.

Die Diakonische Altenhilfe Lilienthal betreibt Mencke zufolge ihre Einrichtungen an fünf Standorten in Niedersachsen. Dazu gehörten ein Altenheim mit 356 stationären Plätzen, zwei ambulante Pflegedienste, drei Fachschulen und zwei Servicehäuser mit zusammen 90 Wohnungen für Senioren. Das Diakonische Werk der hannoverschen Landeskirche Hannovers zählt mehr als 400 Mitglieder, darunter 144 Einrichtungen der Altenhilfe mit etwa 11.600 Plätzen.

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