Do, 15.09.2011Alleinerziehende häufig mit Erziehung überfordert

Hannover/Oldenburg (epd). Immer mehr alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern sind nach Ansicht von Experten mit der Erziehung überfordert. «Wir bekommen eine Generation von Eltern, die selbst nicht mehr in Großfamilien aufgewachsen sind», sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jugendämter in Niedersachsen und Bremen, Frank Lammerding, am Donnerstag in Oldenburg im epd-Gespräch.

Die Großeltern als Erziehungsratgeber oder auch nur als Babysitter fehlten in den Familien. «Wenn es dann zu den normalen Erziehungsproblemen auch noch zu Perspektivlosigkeit und Paarkonflikten der Eltern kommt, ist kompetente Hilfe dringend nötig», sagte der Experte: «Bricht alles zusammen, müssen die Jugendämter als letzte Notlösung die Kinder aus den Familien holen.»

Nach Angaben des niedersächsischen Landesbetriebes für Statistik mussten im vergangenen Jahr mehr als 3.100 Kinder in die Obhut von Pflegefamilien oder stationären Einrichtungen gegeben werden. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses ist eine zunächst kurzfristige Maßnahme der Jugendämter, um Kinder in einer Krise zu schützen oder aus akuter Gefahr zu holen.

«In der Öffentlichkeit und den Behörden gibt es eine wachsende Sensibilität in Fragen der Kindeswohlgefährdung», sagte Lammerding. Seitdem der zweijährige «Kevin» 2006 in Bremen von seinem Ziehvater zu Tode geprügelt wurde, seien die Verdachtsmeldungen sprunghaft angestiegen. Die Jugendämter gingen den Anzeigen auch nach. Dabei entdeckten sie häufiger Fälle von Gewalt, Verwahrlosung und Missbrauch als zuvor.

«Die Jugendämter verstehen sich als Hilfeleister für Familien und als Kontrollinstanz», betonte Lammerding. Ziel sei es, den Familien frühzeitig mit Präventionsangeboten zu helfen. In Oldenburg werde beispielsweise jedes Kind einige Wochen nach der Geburt von einer Hebamme besucht. Zwar gebe es bereits ein dichtes Netz von Angeboten, doch seien weitere niedrigschwellige Hilfen nötig. Krippenplätze und die Ganztagsbetreuung in Kindertagestätten müssten weiter ausgebaut werden.


Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.