Fr, 19.03.2010Afrika: Neudeck fordert Umsteuern in der Entwicklungspolitik

Bremen (epd). Der Chef der Hilfsorganisation Grünhelme, Rupert Neudeck, hat ein Umsteuern in der Entwicklungspolitik mit Afrika gefordert. «Wir benötigen nicht unbedingt mehr Geld. Wir brauchen drei oder vier Freunde in Afrika, mit denen uns eine ganz enge Partnerschaft verbindet», sagte Neudeck in einem Gespräch mit der «Bremer Kirchenzeitung» (Samstagsausgabe). Mit den europäischen Partnern müsse sich Deutschland darüber verständigen, wer sich wo schwerpunktmäßig engagiere.

Er könne sich gut vorstellen, dass die Region Ruanda-Tansania-Uganda-Kenia Schwerpunkt der deutschen Entwicklungspolitik werde, sagte Neudeck. «Ein gemeinsamer Markt von drei oder vier Ländern könnte dort Großartiges bewirken», betonte der 70-jährige Entwicklungsexperte und Gründer des Notärzte-Komitees Cap Anamur. Es sei wichtiger, unter den 52 souveränen Staaten Afrikas einige starke Leuchtfeuer zu haben, «als weiter nach dem Gießkannenprinzip zu verfahren».

Kleine Darlehen sind nach Auffassung von Neudeck ein Hauptschlüssel zur Entwicklung in Afrika. «Durch Mikrokredite werden die Menschen selbst aktiviert.» Eine zweite Wachstumschance liege im Bereich Bildung und Ausbildung. Der dritte Schlüssel für eine bessere Entwicklung liege im Aufbau der Infrastruktur. «Neue Verkehrswege schaffen viele Arbeitsplätze.»

Neudeck kritisierte, die deutsche Öffentlichkeit sei in ihrer Wahrnehmung von Afrika zu sehr auf Krisen, Katastrophen und Epidemien fixiert. Dadurch werde der Blick für Hoffnung und Zuversicht verstellt. «Afrika ist anders: Während wir eine Greisengesellschaft werden, ist Afrika jung und hat Kraft. Die Überlebensfähigkeit, die Freundlichkeit der Menschen trotz allen Elends, sind ein fantastisches Vorbild für uns, die wir manchmal vor Depressionen und Wehleidigkeit nicht wissen, wie wir morgens aus den Augen gucken sollen.»

Neudeck kommt am 27. Mai nach Bremen und beteiligt sich an einem ökumenischen «Stadtgespräch» in der Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen. In der Diskussion, die evangelische und katholische Kirche ab 19.30 Uhr organisieren, geht es um das Thema «Eine Welt, aber nicht für alle».

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